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GMS Journal for Medical Education__BAI_3

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

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Projekt
Humanmedizin

Die ärztliche Ausbildung in Ulm

 Klaus-Michael Debatin 1
Wilfried Scholz 2

1 Universität Ulm, Medizinische Fakultät, Ulm, Deutschland
2 Universität Ulm, Kompetenzzentrum E-Learning in der Medizin, Ulm, Deutschland

Zusammenfassung

Hohe Studentenzahlen, ein Rückgang der finanziellen Mittel und die, im internationalen Vergleich, mangelnde Qualität der Hochschullehre haben die Hochschullandschaft in den vergangenen Jahren entscheidend verändert. Aber auch die Medizin selbst verändert sich. Unter dem Einfluss von Naturwissenschaft und Forschung entstehen kontinuierlich neue Entwicklungen in den medizinischen Fachgebieten. Dieser Wandel erfordert die Entwicklung neuer Lehrkonzepte zur Verbesserung der Qualität in der Hochschulausbildung. Es sollte während der ärztlichen Ausbildung auch berücksichtigt werden, dass ein wesentlicher Teil ärztlichen Handelns durch Erfahrungen, aus der klinischen Praxis, geprägt wird. Unter Einbezug dieser Aspekte bei der Entwicklung neuer Lehrkonzepte, profitiert der Student von einer kontinuierlichen medizinischen Ausbildung. Diese Lehre fördert das Land Baden-Württemberg mit der Einrichtung der Kompetenzzentren.

Der Standort Ulm hat die Entwicklung und curriculare Einbindung von E-Learning als zentrale Aufgabe erkannt. Es wurden wesentliche Infrastruktur- und Technologie-entwicklungen betrieben. Deren Methoden des E-Learning sind bereits jetzt in vielfältiger Weise in die medizinische Ausbildung integriert.

Die medizinische Fakultät der Universität Ulm hat vor einigen Jahren begonnen das Konzept zu verfolgen, die Lehre an verschiedenen Stellen zunächst einmal zu analysieren, dann auf eine neue Basis zu stellen, Qualität zu evaluieren und kontinuierlich zu verbessern.


Die ärztliche Ausbildung in Ulm

1. Wie wird man heute ein guter Arzt?

In den vergangenen Jahren beklagen die Universitäten in Deutschland hohe Studentenzahlen bei einem Rückgang ihrer finanziellen Mittel und die, im internationalen Vergleich, mangelnde Qualität der Hochschullehre.

Angesichts dieser Entwicklung besteht kein Zweifel daran, dass neue Wege gefunden werden müssen, um die Qualität der Hochschullehre kontinuierlich zu verbessern. Besonderen Einfluss auf die Gestaltung neuer Lehrkonzepte hat dabei die Entwicklung der Lehrmethoden und der Fachgebiete.

Die Entwicklung von Lehrkonzepten kann nicht ohne die Entwicklung moderner Lehrmethoden vonstatten gehen. Schon vor 30 Jahren war die medizinische Fakultät Ulm eine Reformfakultät. Studenten haben sehr dafür gekämpft, Unterricht in Kleingruppen und am Krankenbett durchführen zu können. Schon damals wurde interaktives Lernen praktiziert, wobei der Gegenüber nicht der PC, sondern der Patient und der Arzt als Moderator waren.

Für andere medizinische Fakultäten schien die Lösung darin zu liegen, Konzepte anderer Länder zu übernehmen. Dies geschah allerdings mit nicht immer zufriedenstellenden Ergebnissen, da in Deutschland andere Bedingungen (hohe Studentenzahl), ein anderer Anspruch (Studenten alles näher zu bringen) und andere Möglichkeiten (sich Kenntnisse und Fähigkeiten zu erarbeiten) herrschen.

Die Entwicklung der Fachgebiete unterliegt dem Einfluss des Wandels der Medizin von einer empirischen Erfahrungswissenschaft zu einer von naturwissenschaftlichen Konzepten durchdrungenen Wissenschaft. Wir können heute beispielsweise pathophysiologische Zusammenhänge entschlüsseln, Therapieansätze aufstellen, Medikamente charakterisieren und beschreiben wie sie wirken. Es ist also sehr viel aus der Forschung in die Medizin eingeflossen und hat dabei sehr viel verändert. Damit hat sich auch der Beruf des Arztes vom Erfahrungswissenschaftler zu einem wissenschaftlich ausgebildeten Arzt, der alle modernen Konzepte der Forschung in seine jeweilige Tätigkeit integrieren kann, gewandelt.

In diesem Wandel der Medizin und der Notwendigkeit der Entwicklung neuer Lehrkonzepte stellt sich zu Recht die Frage: Wie wird man heute ein guter Arzt?

Im Umgang mit Studenten sieht man immer wieder, dass die ärztliche Erfahrung eine wesentliche Rolle in der Arztausbildung spielt. Die Aspekte unseres klinischen Studiums müssen wir auch in dieser Hinsicht überdenken und überlegen inwieweit Studenten in die klinische Praxisarbeit einbezogen werden können.

Das Arbeiten an Ausbildungszielen und Ausbildungskonzepten, erfordert sicherlich immer wieder Anpassungen. Es ist gut, dass einzelne Fakultäten dies sehr unterschiedlich angehen, denn auch im Wettbewerb mit anderen Kliniken lassen sich Entwicklungen häufig besser voranbringen. Studenten profitieren aus den Entwicklungen in Wissenschaft und Lehre wenn sie diese kontinuierlich verfolgen.

Dies alles nun in eine studentische Ausbildung zu integrieren bringt ebenfalls permanente Entwicklung und einen permanenten Wandel mit sich. In diesem Sinne die Lehre zunächst in den Focus rücken ist Ziel der Kompetenzzentren. Mit den Aktivitäten zur Einrichtung der Kompetenzzentren hat sich das Land Baden-Württemberg in dieser Hinsicht Verdienste erworben.

2. Der Standort Ulm

Der Standort Ulm hat die Entwicklung und curriculare Einbindung von E-Learning als zentrale Aufgabe erkannt. Die medizinische Fakultät der Universität Ulm hat sich immer schon sehr erfolgreich bemüht, E-Learning in Ulm zu etablieren. In den letzten Jahren ist durch Aktivitäten verschiedener Kollegen eine erhebliche Kompetenz in der Entwicklung von Konzepten des E-Learning in der Medizin entstanden. Die Einrichtung des Kompetenzzentrums für E-Learning in der Medizin am Standort Ulm, spiegelt diese erfolgreichen Aktivitäten wieder. Es wurden wesentliche Infrastrukturentwicklungen betrieben und spezielle Technologien innerhalb der medizinischen Ausbildung implementiert. Verschiedene Mediensysteme (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]) wurden in Ulm entwickelt, deren Methoden des E-Learning bereits jetzt in vielfältiger Weise in den Unterricht integriert sind.

Abbildung 1

3. Schwerpunkte in der Lehre

Die medizinische Fakultät der Universität Ulm hat vor einigen Jahren begonnen das Konzept zu verfolgen, die Lehre an verschiedenen Stellen zunächst einmal zu analysieren, dann auf eine neue Basis zu stellen, Qualität zu evaluieren und kontinuierlich zu verbessern. Dank seiner professionellen Personalstruktur kann sich das Dekanat und Studiendekanat kontinuierlich um diese Aspekte kümmern. So haben wir beispielsweise neben der Restrukturierung der Studiengänge Humanmedizin und Zahnmedizin einen neuen Studiengang molekulare Medizin aufgebaut.