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GMS Journal for Medical Education__BAI_3

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

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Dies ist die deutsche Version des Artikels. Die englische Version finden Sie hier.
Leitartikel
Medizin

Die ZMA und der Impact Factor

 Götz Fabry 1
 Martin R. Fischer 2

1 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Medizinische Fakultät, Abteilung für Medizinische Psychologie und Soziologie, Freiburg, Deutschland
2 Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland




Leitartikel

Die zweite Jahreshälfte begann leider mit einer schlechten Nachricht für die ZMA. Thomson Reuters, der Medienkonzern, der den Journal Citation Report (JCR) herausgibt und daraus den Impact Factor (IF) als bekanntesten bibliometrischen Indikator errechnet, hat es leider abgelehnt, die ZMA in den JCR aufzunehmen. Das ist für alle Beteiligten zunächst einmal sehr enttäuschend, denn wir hätten der positiven Entwicklung der letzten Jahre durch einen IF gerne weiteren Schub verliehen. Das gilt ungeachtet der Tatsache, dass gerade in letzter Zeit substantielle Kritik am Impact Factor geübt wird, sowohl im Hinblick auf das Berechnungsverfahren, vor allem aber hinsichtlich seiner Verwendung als Qualitätsindikator [1], [http://am.ascb.org/dora/]. Aufgrund der materiellen und karrierebezogenen Anreize, die mit hohen Impact Faktoren sowohl auf individueller wie auch auf institutioneller Ebene verbunden sind, hat sich die Verwendung des IF in einer Weise verselbständigt, die vermutlich mehr schadet als nutzt [2].

Dennoch ist der IF für die internationale Sichtbarkeit der ZMA unverzichtbar.

Da wir bislang schwierig einschätzen können, wie die ZMA im internationalen Umfeld wahrgenommen wird, haben wir gemeinsam mit der Zentralbibliothek für Medizin (ZB Med) und unserem Verleger, dem interdisziplinären German Medical Science (GMS)-Portal der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), ein Projekt auf den Weg gebracht, bei dem verschiedene bibliometrische Indikatoren jenseits des IF ausgewertet werden, um die gegenwärtige Positionierung der ZMA mit internationalen Zeitschriften im Bereich Medical Education vergleichen zu können. Das wird uns auch dabei helfen, den nächsten Antrag für die Aufnahme in den JCR vorzubereiten. Denn unabhängig von der Kritik am IF wollen wir dieses Ziel für die ZMA weiterhin mit aller Kraft anstreben. Für uns ist der IF aber kein Selbstzweck, sondern wir wollen vor allen Dingen durch die Qualität unserer Inhalte überzeugen. Daher gilt es, die Zeit bis zur nächsten Antragstellung auf einen IF bis 2016 zu nutzen, um die Qualität der ZMA weiter zu steigern und unser Profil zu schärfen.

Mit Blick auf die Gründe, die zur jetzigen Ablehnung geführt haben, sind zwei Aspekte besonders wichtig. Zum einen wollen wir die internationale Sichtbarkeit unserer Zeitschrift vergrößern. Dazu müssen die englischsprachigen Artikel im Portal besser sichtbar und zugänglich gemacht werden. Außerdem wollen wir den Kreis der Herausgeberinnen und Herausgeber systematisch international erweitern. Davon versprechen wir uns auch eine relevante Anzahl von internationalen Manuskripten und damit eine breitere und inhaltlich differenziertere Ausrichtung. Das Profil der ZMA mit einem klaren Schwerpunkt in den deutschsprachigen Ländern soll dabei trotzdem erhalten bleiben. Zum anderen wollen wir die Qualität unserer Beiträge weiter verbessern, denn das ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass unsere Zeitschrift als relevant wahrgenommen wird und die Beiträge entsprechend rezipiert und zitiert werden. Eine besondere Rolle spielt dabei das Gutachterverfahren, das wir mit Unterstützung des GMA-Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung bereits entscheidend vorangebracht haben. Seit Juni verwenden wir ein neues Gutachtenformular, das zu einer fundierteren und spezifischeren Begutachtung der eingereichten Manuskripte führen soll. Das Formular basiert auf einem Positionspapier des Ausschusses, das jedem zur Lektüre empfohlen sei [3]. Außerdem haben wir erstmals auf der diesjährigen RIME-Tagung in Berlin gemeinsam mit dem Ausschuss unter Federführung von Katrin Schüttpelz-Brauns einen Workshop für unsere Gutachter angeboten, der auf große Resonanz gestoßen ist. Wir werden diesen Workshop in Zukunft regelmäßig anbieten und hoffen auf rege Teilnahme sowohl von neuen als auch von altgedienten Gutachtern. Wir verstehen das Peer Review-Verfahren in erster Linie als eine Gelegenheit für alle Beteiligten voneinander zu lernen, auch wenn das manchmal mit viel Arbeit verbunden ist [4].

Die aktuelle Ausgabe der ZMA hat unter anderem einen Schwerpunkt im Bereich der Personalentwicklung („Faculty Development“). Wie die qualitativen Ergebnisse einer Umfrage unter GMA-Mitgliedern zeigen, fehlt es gerade aus Sicht der besonders für die Lehre engagierten Personen an Anerkennung und lehrförderlichen Rahmenbedingungen an den Fakultäten (Huwendiek et al. 2013 [5]). Die Fort- und Weiterbildungsangebote für Lehrende haben sich seit dem Zeitpunkt der Befragung zwar sicherlich weiter verbessert, allerdings fehlen vor allen Dingen nach wie vor entsprechende Karrieremöglichkeiten. Zwei weitere Artikel befassen sich mit der Frage der Nachhaltigkeit medizindidaktischer Qualifizierungsmaßnahmen. Beide zeigen, dass die Teilnehmer auch noch mehrere Jahre nachdem sie entsprechende Angebote in Anspruch genommen haben, bei sich einen Kompetenzzuwachs feststellen (Kuhnigk et al. [6], Öchsner et al.[7] ). Gleichzeitig wird aber auch deutlich, wie wichtig es ist, nach solchen Trainings Gelegenheit zum Transfer in die Praxis zu haben (Kuhnigk et al. [6]). Hier können weitere Forschungsarbeiten anknüpfen, die neben der Selbsteinschätzung der Teilnehmer auch andere Indikatoren erfassen und neben individuellen auch organisationsbezogene Aspekte mit einschließen [8], [9].

Ein weiteres Thema diese Ausgabe ist die Evaluation von Lehre, einmal bezüglich des Lernforschritts der Studierenden im PJ, der hier mittels eines MC-Test gemessen wird (Raupach et al. [10]) und zum anderen im Hinblick auf die Frage, ob die Anonymität der Studierenden bei der Evaluation deren Ergebnis beeinflusst (Scherer et al. [11]). Zwei Artikel aus dem Bereich der Zahnmedizin widmen sich dem Vergleich verschiedener Lehrmethoden: Ratzmann et al. [12] vergleichen die studentische Akzeptanz von problemorientiertem Lernen mit einem konventionell gestalteten Seminar. In der Studie von Rahman et al. [13] werden zwei unterschiedliche Varianten des Einsatzes von Audience-Response-Systemen verglichen. Der Projektbericht von Kiessling und Langewitz [14] schließlich zeigt am Beispiel des Basler Curriculums auf, wie die longitudinale Integration der Vermittlung von sozialen und kommunikativen Kompetenzen umgesetzt werden kann.

Alle Artikel stammen aus dem deutschsprachigen Raum – wir sind gespannt, wie sich die angestrebte Internationalisierung der ZMA zukünftig auf die Herkunft der Autorinnen und Autoren auswirken wird.

Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

[1] Marx W, Bornmann L. Der Journal Impact Factor: Aussagekraft, Grenzen und Alternativen in der Forschungsevaluation. Beitr Hochschulforsch. 2012;34(2):50-66.
[2] Brembs B, Button K, Munafo M. Deep impact: unintended consequences of journal rank. Front Hum Neurosci. 2013;7:Article 291.
[3] Schüttpelz-Brauns K, Stosch C, Matthes J, Himmelbauer M, Herrler A, Bachmann C, Huwendiek S, Huenges B, Kiessling C. Empfehlungen zur Begutachtung eines Manuskriptes für die GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung. GMS Z Med Ausbild. 2010;27(5):Doc75. DOI: 10.3205/zma000712
[4] Bornmann L. Scientific peer review. Ann Rev Inform Sci Technol. 2011;45:197–245. DOI: 10.1002/aris.2011.1440450112
[5] Huwendiek S, Hahn EG, Tönshoff B, Nikendei C. Herausforderungen Lehrender in der Medizin: Ergebnisse einer Umfrage unter Mitgliedern der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung. GMS Z Med Ausbild. 2013;30(3):Doc38. DOI: 10.3205/zma000881
[6] Kuhnigk O, Schreiner J, Harendza S. Sustained change in didactic skills – does teacher training last? GMS Z Med Ausbild. 2013;30(3):Doc37. DOI: 10.3205/zma000880
[7] Öchsner W, Geiler S, Huber-Lang M. Effekte und Nachhaltigkeit von Trainingsworkshops für den mündlich-praktischen Teil des M2-Examens. GMS Z Med Ausbild. 2013;30(3):Doc36. DOI: 10.3205/zma000879
[8] De Rijdt C, Stes A, van der Vleuten C, Dochy F. Influencing variables and moderators of transfer of learning to the workplace within the area of staff development in higher education: Research review. Educ Res Rev. 2013;8:48–74. DOI: 10.1016/j.edurev.2012.05.007
[9] O'Sullivan PS, Irby DM. Reframing research on faculty development. Acad Med. 2011;86(4):421–428. DOI: 10.1097/ACM.0b013e31820dc058
[10] Raupach T, Vogel, D, Schiekirka S, Kejysers C, Ten Cate O, Harendza S. Increase in medical knowledge during the final year of undergraudate medical education in Germany. GMS Z Med Ausbild. 2013;30(3):Doc33. DOI: 10.3205/zma000876
[11] Scherer T, Straub J, Schnyder D, Schaffner N. Der Einfluss von Anonymität in der Lehrevaluation durch Studierende. GMS Z Med Ausbild. 2013;30(3):Doc32. DOI: 10.3205/zma000875
[12] Ratzmann A, Wiesmann U, Proff P, Kordaß B, Gedrange T. Studentische Rezpetion zum problembasierten Lernen im Vergleich mit konventionellen Lehrmethoden im zahnmedizinischen kieferorthopädischen Curriculum – Eine Pilotstudie. GMS Z Med Ausbild. 2013;30(3):Doc34. DOI: 10.3205/zma000877
[13] Rahman A, Jacker-Guhr S, Staufenbiel I, Meyer K, Zupanic M, Hahnemann M, Lührs AK, Eberhard J. Anwendung von elaboriertem Feedback und einem Audience-Response-System in der zahnmedizinischen Ausbildung. GMS Z Med Ausbild. 2013;30(3):Doc35. DOI: 10.3205/zma000878
[14] Kiessling C, Langewitz W. Das Longitudinale Curriculum "Soziale und kommunikative Komptenzen" im Bologna-reformierten Medizinstudium in Basel. GMS Z Med Ausbild. 2013;30(3):Doc31. DOI: 10.3205/zma000874