IVA2 - ein Integriertes Vorklinisches Ausbildungssystem
Michael Schiebe 1Ovidiu Popa 1
1 Universität Ulm, Abteilung für Angewandte Physiologie, Ulm, Deutschland
Zusammenfassung
IVA2 ist ein Datenbank-basiertes serverseitiges Content-Management System, das für die Eingabe, Speicherung, Verwaltung und Ausgabe von Lehr- und Prüfungsmaterial sowie Prüfungsergebnissen eingesetzt wird. Gleichzeitig dient IVA2 als Ausgabeplattform, wo Prüfungsergebnisse, statistisch aufbereitet, individualisiert oder generell bereitgestellt werden, Hitlisten der Downloads von genutztem Lehr- und Prüfungsmaterial sowie die Evaluation von Teillehrveranstaltungen durch statistische Angaben zur Akzeptanz errechnet werden. IVA2 kann von Studenten untereinander, von Studenten im Dialog mit Hochschullehrern, von Hochschullehrern allein und von Hochschullehrern untereinander in verschiedener Weise sinnvoll eingesetzt werden. IVA2- wurde so entwickelt, dass es gemäß dem "do-ut-des"-Prinzip Angebote und Forderungen stets miteinander kombiniert.
Die Software wurde unter Beachtung etablierter Industriestandards erstellt, um eine einfache Wartung und Pflegemöglichkeit dauerhaft zu sichern.
Projektbeschreibung
IVA2 ist ein serverseitiges, dynamisches Content Management System, das insbesondere für die Praxis vorklinischer Lehrveranstaltungen konzipiert wurde. Es ist seit Sommer 2004 im Routineeinsatz. Das System wurde mit ASP entwickelt. Die bisherigen Entwicklungskosten betrugen ca. 10.000€. Die Entwicklungsdauer betrug 1,5 Jahre. Als Hardware wird ein kommerzieller Standardserver unter MS Server 2002 verwendet.
IVA2 (Integriertes Vorklinisches Ausbildungssystem) deutet als Achronym an, das es fächerübergreifend, vor allem zur Unterstützung der vorklinischen Ausbildung, eingesetzt werden soll. Es wurde im Herbst 2004 als begleitendes e-learning System zunächst für Lehrveranstaltungen der Physiologie eingeführt. Seit dieser Zeit bis zum Sommer 2005 wurde das System von Ulmer Studenten und Hochschullehrern etwa 35000-mal in Anspruch genommen (gezählt als log-on / log-off Ereignis) (siehe Abbildung 1).
Als Client-Server-basiertes System kann IVA2 von jedem Computer mit Internetzugang aus abgefragt oder administriert werden. Das Verwaltungssystem für die Zugriffsrechte wurde, orientiert an dem sehr sicheren System von Banken, für IVA2 neu entworfen. Zugriffsrechte über den Client können in insgesamt 5 Stufen eingestellt werden.
Folgende Einzelmodule sind unter dem Dach von IVA2 vereint:
1. Ein Medienmanagement System (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]), zur Speicherung aller auf einem Computer darstellbarer Medien mit der fakultativen Möglichkeit diese Medien zu bestimmten Gelegenheiten definierten Nutzergruppen verfügbar zu machen. Damit fungiert IVA2 als Medien-Repositorium, in dem beliebige Medien abgelegt werden können.
Abbildung 1: Medienausgabeseite aus Sicht der Studenten: Es enthält dynamisch erzeugte verkleinerte Abbildungen, die über den Button "Figure" erreicht werden. Über den Button "Media" können sonstige Medien (Filme, Audiofiles, etc. erreicht werden, die eine Lehrveranstaltung ergänzen können).
2. Ein Multiple Choice-Fragen Management System, das die Generation, den Druck, die Auswertung (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]) und die Veröffentlichung von kommentierten MC-Fragen auf verschiedene Weisen unterstützt, angelehnt an die formalen Vorgaben der ÄAppO.
Abbildung 2: Auswertung einer Prüfung. Im Hintergrund die Individualauswertung, geordnet nach Prüfungen. Zu jeder Prüfung und zum Durchschnitt aller Prüfungen kann jeweils eine Häufigkeitsverteilung (Vordergrund) abgefragt werden, die den Studenten über seine Einzelleistung im Verhältnis zu seiner Gesamtleistung einerseits und zur Leistung seine Kommilitonen informiert.
3. Ein Multiple Choice-Fragen Übungssystem, das aus den gestellten Fragen und ihren kommentierten Antworten, Übungsblätter erstellt, die den teilnehmenden Studenten nach Prüfungsende on-line zur Verfügung gestellt werden.
4. Ein automatisches Bewertungssystem in Form von Hitlisten für Hochschullehrer auf Basis der Nutzung (d.h. Downloads) veröffentlichter Medien (z.B. von Vorlesungsskripten) in einem bestimmten Zeitintervall (z.B. in einem Studienjahr).
5. Ein on-line Evaluationssystem (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]), mit der Möglichkeit der Eingabe eines generellen Ratings (z.B. zu einer Lehrveranstaltung) und von persönlichen Kommentaren, durch Nutzer des betroffenen Jahrgangs. Die Ergebnisse aller Ratings werden sofort öffentlich gemacht. Individuelle Angaben (z.B. dezidierte Anregungen oder Kritikpunkte der Studenten) werden jedoch nur den jeweils betroffenen Hochschullehrern über Password zugänglich gemacht. Dieses System garantiert einerseits dem Evaluator (d.h. dem Student, Flowchart vgl. Anhang) gegenüber dem evaluierten Hochschullehrer Anonymität durch randomisierten Speicherung seiner/Ihrer Angaben und sorgt andererseits vor unbefugten Mehrfacheingaben und Manipulation. Um einen Anreiz zu schaffen, Evaluationsfragen immer wieder zu beantworten, werden sie nur in unmittelbarem Zusammenhang mit der Lehrveranstaltung gestellt und das auch nur, wenn der Nutzer beispielsweise Lehrmaterial von IVA2-System downloaden will (z.B. das Skript der Lehrveranstaltung) oder Prüfungsfragen trainieren will.
Abbildung 3: Orginalabbildung aus IVA2 vom April 2005: Während eines Zeitintervalls von einer Woche wurden die Studenten, die am iva2-Server angeloggt waren, gefragt, wie sie das System beurteilten. Das On-line Rating betrifft 108 Studenten im WS 04/05. 78% der Studenten fanden das System sehr gut oder gut.
6. Ein moderiertes Forum für den Gedankenaustausch zwischen Studenten und Dozenten bzw. zum Stellen von Fragen. Der Student kann zu voreingestellten Themen (z.B. den Themen einer Vorlesung) Fragen an den zuständigen Hochschullehrer stellen. Dieser wird darüber automatisch per e-mail informiert und zur Beantwortung im Forum aufgefordert. Beantwortete aber auch unbeantwortete Fragen sind universitätsöffentlich im Forum einsehbar.
7. Ein Ankündigungssystem für die Ausgabe von Informationen von allgemeiner Bedeutung (z.B. Terminänderungen) mit automatischer zeitlicher Limitierung.
Das System wurde auf der Basis MS WINDOWS Server 2003 mit Hilfe von Active Server Pages (ASP) programmiert. Alle Medien werden in einer relationalen Datenbank (MS ACCESS) gespeichert und verwaltet. Die serverseitige Programmierung gewährt eine hohe Sicherheit gegen Manipulation und Attacken.
Die Anforderungen an den Client wurden auf den heute etablierten Standard beschränkt.
Dennoch kann das Gesamtsystem von jedem Client mit Administrationsrechten komplett eingerichtet und modifiziert werden, etwa um weitere Fächer (z.B. der Vorklinik) zu unterstützen.