[Leserbrief zu „Evaluation eines Telemedizin-basierten Trainings für Medizinstudierende im Praktischen Jahr mit Simulationspatient*innen-Konsultationen, -dokumentation und -fallpräsentation“]
Malik Majeed 11 University of Cambridge, Addenbrooke's Hospital, School of Clinical Medicine, Cambridge, Vereinigtes Königreich
Schlüsselwörter
ärztliche Ausbildung, COVID-19, Coronavirus, Pandemie, Online-Unterricht
Leserbrief
Sehr geehrter Herausgeber,
mit Interesse las ich den Artikel von Harendza et al., in dem die Nutzung von Telemedizin-basiertem Training als Mittel der Lehrunterweisung von Medizinstudent*innen besprochen wurde, deren Ausbildung negativ durch die COVID-19-Pandemie beeinflusst wird [1]. Ich bin gegenwärtig Medizinstudent im Vereinigten Königreich und unsere Vorlesungen finden gerade ausschließlich online statt, und klinische Angebote sowohl in der Primär- als auch Sekundärversorgung wurden eingeschränkt und angepasst. Auf diese Erfahrung und die aktuelle akademische Literatur wird sich in diesem Schreiben gestützt.
Die schnelle Einführung des Telemedizin-basierten Trainings und das positive Feedback von Studierenden in dieser Studie waren beeindruckend. Jedoch sollte auch auf die potentielle Mehrdeutigkeit der in der Studie verwendeten Likert-Skala verwiesen werden; so entsprachen die Punktzahlen 2 bis 4 auf der Skala der Einschätzung „trifft etwas zu“, „trifft teilweise zu“ bzw. „trifft eher zu”. Stattdessen würde die Verwendung einer Skala von „trifft überhaupt nicht zu“ bis „trifft völlig zu“ dazu beitragen, diese Mehrdeutigkeit einzuschränken und damit die Antworten der Studierenden sowie die Ergebnisinterpretation in zukünftigen Studien genauer wiedergeben.
Zum zweiten wäre es interessant, die Ergebnisse des in der Studie erwähnten Patientenfragebogens zu lesen. Darnton (2020) fand heraus, dass Telemedizin-basierte Gespräche das Wechselverhältnis zwischen Medizinstudierenden und Patienten negativ beeinflussen, und nannte die eingeschränkte non-verbale Kommunikation und die unangenehme Situation, die entsteht, wenn Patenten gebeten werden, nach technischen Pannen sensible Angaben zu wiederholen [2]. Die Ergebnisse des Patientenfragebogens wären äußerst hilfreich bei der Einschätzung eines Einflusses – was besonders wichtig ist, wenn die Realisierbarkeit eines dauerhafteren Wechsels zur Fernlehre nach der Pandemie evaluiert wird.
Schließlich bitte ich um Meinungen der Autoren zur Aufzeichnung von Zoom-Sitzungen. Einer verweist auf Forschungen durch Dow et al., wo Studierende von der Besprechung von zuvor in einer Allgemeinarztpraxis aufgezeichneten „echten“ Gesprächen profitierten [3]. Vielleicht könnten Studierende nach einem Versuch von Telemedizin-basiertem Simulationstraining ein Beispiel eines vorher aufgezeichneten hochwertigen Arzt-Patientengesprächs bewerten und denselben Patienten besprechen, was eine gute Referenzgröße für Studierende sein könnte. Im Kurs „Klinische Kommunikationsfähigkeiten“ in Cambridge haben sich Videoerfassung und nachfolgende Wiedergabe als äußert nützliche Ergänzung der Erfahrung innerhalb des klinischen Settings erwiesen.
Die COVID-19-Pandemie hat den Bedarf an und den beschleunigten Übergang zu innovativen Fernlehre-Strategien in der ärztlichen Ausbildung erhöht. Die Forschungen von Harendza et al. sind sowohl wichtig als auch notwendig, um diese neuen Ausbildungsmethoden zu evaluieren.
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass er keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel hat.
Literatur
[1] Harendza S, Gärtner J, Zelesniack E, Prediger S. Evaluation of a telemedicine-based training for final-year medical students including simulated patient consultations, documentation, and case presentation. GMS J Med Educ. 2020;37(7):Doc94. DOI: 10.3205-zma001387[2] Darnton R, Lopez T, Anil M, Ferdinand J, Jenkins M. Medical students consulting from home: A qualitative evaluation of a tool for maintaining student exposure to patients during lockdown. Med Teach.2020; 43(2):160-167. DOI: 10.1080/0142159X.2020.1829576
[3] Dow N, Wass V, Macleod D, Muirhead L, McKeown J. 'GP Live'- recorded General Practice consultations as a learning tool for junior medical students faced with the COVID-19 pandemic restrictions. Educ Prim Care. 2020;31(6):377-381. DOI: 10.1080/14739879.2020.1812440