[Erlebnisse von Studierenden während ihres chirurgischen Einsatzes im Praktischen Jahr und deren Auswirkungen auf ihre Berufswünsche, aufgeschlüsselt nach Geschlecht/Gender]
Angelika Homberg 1Elisabeth Narciß 2
Udo Obertacke 2,3
Katrin Schüttpelz-Brauns 1
1 Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Geschäftsbereich Studium und Lehrentwicklung, Abteilung Medizinische Ausbildungsforschung, Mannheim, Deutschland
2 Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Geschäftsbereich Studium und Lehrentwicklung, Kompetenzzentrum Praktisches Jahr, Mannheim, Deutschland
3 Universitätsklinikum Mannheim, Orthopädisch- Unfallchirurgisches Zentrum, Mannheim, Deutschland
Zusammenfassung
Hintergrund: Die chirurgische Ausbildung findet in einem männlich dominierten Arbeitsumfeld statt, das mit Rekrutierungsproblemen konfrontiert ist. Weltweit wird über kulturelle und geschlechtsspezifische Barrieren für Frauen in der Chirurgie berichtet. Generell wird davon ausgegangen, dass die Erfahrungen, die Studierende bei der Bewältigung der emotionalen Anforderungen im Fachbereich Chirurgie machen, entscheidend für ihre spätere Berufswahl sind. Wir untersuchten, ob sich die selbstberichteten Erfahrungen der Studierenden in diesem Bereich in Bezug auf Häufigkeit und Inhalt geschlechtsspezifisch unterscheiden und ob ein Zusammenhang mit den späteren Berufswünschen besteht.
Methoden: In Deutschland stellt das Praktische Jahr den letzten Abschnitt des Medizinstudiums dar. An der Medizinischen Fakultät Mannheim ist ein 12-wöchiger klinisch-praktischer Einsatz im Fachbereich Chirurgie obligatorisch. Die Studierenden wurden am Ende dieses Einsatzes über ihre Erlebnisse und ihre späteren Berufswünsche befragt. Die berichteten Erlebnisse wurden mittels quantitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Der Zusammenhang zwischen der Qualität der Erfahrungen und den Berufswünschen sowie die geschlechtsspezifischen Unterschiede wurden statistisch geprüft.
Ergebnisse: 475 Fragebögen wurden ausgewertet (Rücklaufquote 52%). Die Anzahl der positiven und negativen Nennungen unterscheidet sich zwischen den männlichen und weiblichen Studierenden nicht. Studenten berichten jedoch häufiger, aktiv eingebunden worden zu sein und Studentinnen fühlen sich weniger gut eingearbeitet und meinen eher, dass die Betreuungsperson nicht an ihrer Ausbildung interessiert ist. Ein signifikanter Einfluss auf die Berufswünsche wurde in der Kategorie Praktisches Arbeiten für weibliche und männliche und in der Kategorie Supervision nur für weibliche Studierende festgestellt.
Schlussfolgerung: Die angenehmen Erfahrungen, die Studierende bei der Ausübung chirurgischer Tätigkeiten im Praktischen Jahr machen, wirken sich positiv auf ihre spätere Berufswahl in der Chirurgie aus. Insbesondere eine gute Einführungsphase und die Ermutigung zur aktiven Teilnahme könnten dazu beitragen, mehr Frauen für die Chirurgie zu gewinnen.
Schlüsselwörter
Berufswunsch, Gender, Deutschland, Chirurgie, Grundstudium
1. Einführung
Das Praktische Jahr (PJ) des Medizinstudiums ist für Studierenden eine wichtige Zeit, da das bis dahin erworbene medizinische Wissen in die Praxis umgesetzt wird [1]. Das Fach Chirurgie ist mit einem Pflichtteil fest in der PJ-Ausbildungsstruktur verankert, so dass alle Studierenden, unabhängig von ihrer späteren Berufswahl, einen Einblick in die chirurgische Praxis erhalten. Das Lernen im Operationssaal stellt Studierende und Lehrende vor besondere Herausforderungen [2], da die Abläufe durch standardisierte chirurgische Verfahren, Hygienevorschriften und andere Maßnahmen zur Gewährleistung der Patient*innensicherheit streng geregelt sind. Studierende stehen vor der Aufgabe, die emotionalen Auswirkungen chirurgischer Einsätze zu bewältigen, noch bestehende Wissenslücken zu schließen und die sozialen Beziehungen im Operationssaal zu gestalten [3]. PJ-Studierende benötigen hierfür angemessene Unterstützung und Betreuung, damit Überlastungssituationen vermieden werden, welche die Patient*innensicherheit gefährden können, und damit insgesamt der Übergang von der Ausbildung in die Berufspraxis erfolgreich gestaltet wird [4]. Es wird davon ausgegangen, dass die Erfahrungen der Studierenden bei der Bewältigung dieser Herausforderungen entscheidend für die spätere Berufswahl sind [5], [6], [7].
Es wird erwartet, dass sich der Mangel an Assistenzärzt*innen in der Chirurgie in den kommenden Jahren verschärft [8]. Obwohl der Anteil der weiblichen Medizinstudierenden in den meisten Ländern den Anteil der männlichen übersteigt, gelingt es vielerorts nicht, Ärztinnen in gleichem Maße für das Fachgebiet zu gewinnen und langfristig zu halten. Dadurch gehen qualifizierte Ärztinnen in diesem Bereich verloren, wodurch die Aufrechterhaltung der chirurgischen Versorgung gefährdet und die geschlechtsspezifische Vielfalt in den Abteilungen verringert wird [9], [10].
Weltweit wird über kulturelle und geschlechtsspezifische Hindernisse für Frauen in der Chirurgie berichtet [11], [12]. Hill et al. [13] behaupten, dass die Wettbewerbsorientierung und die Überzahl von männlichen Kollegen dazu führt, dass Studentinnen eingeschüchtert werden und dadurch mitunter das Interesse an der Chirurgie verlieren. Hierbei spielt auch die „Passung“ der Person mit der Kultur in der Chirurgie eine Rolle [14]. Darüber hinaus gibt es Belege dafür, dass die Zufriedenheit mit der Integration in das Team, die Qualität und Struktur der Lehre und der Kompetenzerwerb in der chirurgischen Ausbildung im PJ einen erheblichen Einfluss auf die Wahl des entsprechenden Fachgebiets haben [15]. Eine 2014 veröffentlichte Übersichtsarbeit zeigt, dass Frauen eher davon abgehalten werden, eine chirurgische Karriere anzustreben, wenn weibliche Vorbilder fehlen, und dass einige, die eine chirurgische Karriere anstreben, Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts erleben [16].
Wir gehen davon aus, dass sich die Erfahrungen der PJ-Studierenden geschlechtsspezifisch unterscheiden und ihre spätere Berufswahl beeinflussen. Es gibt einige Übersichtsarbeiten, die Faktoren untersuchen und auflisten, die die Berufswahl von Frauen in der Chirurgie beeinflussen [17], [18], [19], aber keine, die diese Faktoren geschlechtsspezifisch vergleichen. Es fehlt auch an Studien, die Aufschluss darüber geben, inwieweit bestimmte Erfahrungen die Berufswahl beeinflussen.
Wir befragten PJ-Studierende nach ihrem chirurgischen Einsatz unter anderem zu positiven und negativen Erfahrungen während des Einsatzes und zu ihren späteren Berufswünschen.
Die Antworten wurden im Hinblick auf die folgenden Fragen analysiert:
- Berichten weibliche und männliche Studierende unterschiedlich häufig negative und positive Erlebnisse?
- Unterscheiden sich die berichteten Erlebnisse zwischen weiblichen und männlichen Studenten in Bezug auf die von ihnen angesprochenen Themen?
- Beeinflusst die Qualität der berichteten Erlebnisse die Berufswünsche von männlichen und weiblichen Studierenden?
Die Ergebnisse können dazu beitragen, geschlechtsspezifische Ungleichheiten aufzudecken und konkrete Möglichkeiten aufzuzeigen, wie mehr Studierende für eine chirurgische Laufbahn gewonnen werden können.
2. Materialien und Methoden
2.1. Setting
An allen medizinischen Fakultäten in Deutschland beginnt das PJ nach fünf Studienjahren und stellt den letzten Teil der Ausbildung vor der Abschlussprüfung dar. An der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg gliedert sich das PJ in vier Abschnitte mit jeweils 12-wöchigen Praktika, in denen die Studierenden die Fächer Chirurgie, Innere Medizin, Ambulante Medizin und ein Wahlfach belegen müssen [20]. Die Studierenden absolvieren diesen Teil der Ausbildung in Krankenhäusern, Ambulanzen oder Arztpraxen, die in engem Kontakt mit der Medizinischen Fakultät stehen und vergleichbare Ausbildungsstandards erfüllen.
2.2. Datenerhebung
Seit August 2011 werden alle PJ-Studierenden an der Medizinischen Fakultät Mannheim am Ende ihrer PJ-Einsätze gebeten, im Rahmen der Qualitätssicherung an einer Online-Befragung teilzunehmen. Der Fragebogen umfasst insgesamt rund 80 Fragen zu folgenden Themen: Demographie (Geschlecht, Alter), Organisation der PJ-Ausbildung, Zufriedenheit mit dem Einsatz im PJ [21] und der Lehre, Erwerb medizinischer Kompetenzen. Für diese Studie wurden die Antworten auf die beiden folgenden offenen Fragen analysiert: „Was waren Ihre angenehmsten Erlebnisse in diesem Quartal?“ und „Was waren Ihre unangenehmsten Erlebnisse in diesem Quartal?“
Die Antworten zur Frage nach dem Geschlecht (Single-Choice-Frage, Optionen: weiblich, männlich, keine Antwort) wurden zur Messung von geschlechtsspezifischen Unterschieden verwendet. Die Option „divers“ wurde in diesem Erhebungszeitraum nicht angeboten. Das Geschlecht der Studierenden wurde ausgewertet, um weibliche und männliche Studierende vergleichen zu können. Zukünftige Berufswünsche wurden mit einer 5-Punkte-Ratingskala erfasst (Aussage: „Ich könnte mir vorstellen, in diesem Fach zu arbeiten“; 1=ich stimme überhaupt nicht zu, 5=ich stimme voll und ganz zu).
Die Einladung zur Befragung erfolgte per E-Mail mit einem Link zum Umfragetool EvaSys und einer persönlichen Transaktionsnummer (TAN). Dieses Verfahren ermöglicht eine anonyme Teilnahme an der Evaluation, wobei die Nichtteilnahme anhand der nicht verwendeten TAN-Nummern identifiziert werden kann. Die Studierenden erhielten zweimal eine Erinnerungsmail.
Die Anforderungen der Deklaration von Helsinki (2013) wurden eingehalten. Die Umfrage wurde anonym durchgeführt. Die Studierenden wurden um ihr Einverständnis gebeten, dass die erhobenen Daten auch für Forschungszwecke verwendet werden können, ohne dass ihnen dadurch ein Vorteil oder Nachteil entsteht. In dieser Studie wurden die Daten der Kohorten einbezogen, die im Zeitraum von Februar 2013 bis November 2020 das PJ begonnen haben.
2.3. Datenanalyse
Die Antworten auf die beiden offenen Fragen wurden mit der quantitativen Inhaltsanalyse nach Früh [22] ausgewertet. Alle Aussagen wurden paraphrasiert und in Anlehnung an eine frühere Studie zu PJ-Erfahrungen [23] deduktiv folgenden Kategorien zugeordnet:
- praktisches Arbeiten und Tätigkeiten,
- Zusammenarbeit und Teamatmosphäre,
- Supervision und Anleitung.
In einem zweiten Schritt zählten wir die Anzahl der Studierenden, die einen oder mehrere Aspekte zu den jeweiligen Kategorien genannt hatten.
Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Häufigkeit der Nennungen wurden mittels Chi-Quadrat-Test für jede der beiden Qualitäten (angenehm und unangenehm) in den einzelnen Kategorien berechnet. Dabei wurden die Anteile der Studierenden verglichen, die jeweils mindestens eine Antwort gegeben haben. Die Analyse wurde mit einem Bonferroni-korrigierten p-Wert auf dem Niveau von p<,008 durchgeführt.
Um die geschlechtsspezifischen Unterschiede mit Hilfe der quantitativen Inhaltsanalyse [22] weiter zu untersuchen, bildeten wir zu jeder Kategorie induktiv Unterkategorien und ordneten alle Paraphrasen zu. Wir zählten die jeweilige Anzahl in jeder Unterkategorie und analysierten, welche Aspekte bei weiblichen und männlichen Studenten priorisiert wurden.
Der Einfluss der Qualität der berichteten Erlebnisse auf die Berufswünsche wurde mit dem Mann-Whitney-U-Test für paarweise Vergleiche in jeder Kategorie für weibliche und männliche Studierende mit einem Bonferroni-korrigierten p-Wert auf dem Niveau von p<,017 gemessen. Antworten von Studierenden, die angaben, beide Qualitäten erlebt zu haben, wurden hierbei nicht berücksichtigt, da sie nicht in eine Richtung weisen.
3. Ergebnisse
Von den insgesamt 1.378 zur Befragung eingeladenen PJ-Studierenden wurden 721 Fragebögen ausgefüllt (Rücklaufquote 52%). 128 Fragebögen wurden ausgeschlossen, da keine Einwilligung zur Teilnahme an der Studie vorlag, weitere 110 Fragebögen, die sich auf einen PJ-Einsatz im Ausland bezogen und damit auf andere Rahmenbedingungen, und acht Fragebögen ohne Angaben zum Geschlecht. Daraus resultierte eine Gesamtzahl von 475 Fragebögen. Die Charakteristik der teilnehmenden Studierenden ist in Tabelle 1 [Tab. 1] aufgeführt.
Tabelle 1: Charakteristik der PJ-Studierenden und Zeitpunkt ihres chirurgischen Einsatzes
148 Aussagen zu angenehmen und 109 zu unangenehmen Erlebnissen wurden der Kategorie praktisches Arbeiten und Tätigkeiten zugeordnet, 109 Aussagen zu angenehme und 106 zu unangenehmen Erlebnissen der Kategorie Zusammenarbeit und Teamklima und 89 Aussagen zu angenehmen und 71 zu unangenehmen Erlebnissen der Kategorie Supervision und Anleitung.
3.1. Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Anzahl der Nennungen
Insgesamt berichteten 175 Studentinnen und 123 Studenten angenehme Erlebnisse und 139 Studentinnen und 107 Studenten unangenehme. Beim Vergleich der Anzahl der Antworten in den jeweiligen Kategorien für jede Qualität mit dem Chi-Quadrat-Test wurden keine Unterschiede festgestellt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 [Tab. 2] dargestellt.
Tabelle 2: Geschlechtsspezifische Unterschiede (Chi-Quadrat-Test)
3.2. Geschlechtsspezifische Unterschiede bei den angesprochenen Themen
Die Analyse der Freitextantworten ergab, dass die 175 positiven Antworten von weiblichen Studierenden insgesamt 272 Phrasen (1,6 pro Antwort) und die 139 negativen 210 Phrasen (1,5 pro Antwort) enthielten. Die 123 positiven Antworten von männlichen Studierenden enthielten insgesamt 178 Phrasen (1,4 pro Antwort) und die 107 negativen 129 Phrasen (1,2 pro Antwort). Mittels Inhaltsanalyse wurden für jede Kategorie fünf bis neun Unterkategorien gebildet. Die Unterkategorien und Häufigkeiten der Nennungen sind in Tabelle 3 [Tab. 3], Tabelle 4 [Tab. 4] und Tabelle 5 [Tab. 5] dargestellt.
Tabelle 3: Praktisches Arbeiten und Tätigkeiten: geschlechtsspezifische Unterschiede (quantitative Inhaltsanalyse)
Tabelle 4: Zusammenarbeit und Teamatmosphäre: geschlechtsspezifische Unterschiede (quantitative Inhaltsanalyse)
Table 5: Supervision und Anleitung: geschlechtsspezifische Unterschiede (quantitative Inhaltsanalyse)
3.3. Einfluss der Qualität der berichteten Erlebnisse auf die Berufswünsche
Für die Berechnung des Einflusses angenehmer und unangenehmer Erlebnisse auf die späteren Berufswünsche wurden Fragebögen, die Antworten zu beiden Qualitäten in der jeweiligen Kategorie enthielten, ausgeschlossen. Dies waren n=57 in der Kategorie praktisches Arbeiten und Tätigkeiten, n=35 in der Kategorie Zusammenarbeit und Teamatmosphäre und n=27 in der Kategorie Supervision und Anleitung. Signifikante Ergebnisse wurden für männliche und weibliche Studierende in den Kategorien Praktisches Arbeiten und Tätigkeiten und für weibliche Studierende in der Kategorie Supervision und Anleitung gefunden. Die Ergebnisse sind in Abbildung 1 [Abb. 1] dargestellt.
Abbildung 1: Einfluss angenehmer und unangenehmer Erlebnisse von weiblichen und männlichen PJ-Studierenden auf den Berufswunsch
Anmerkung: Mann-Whitney-U-Test, *signifikante Unterschiede zwischen den Berufswünschen mit p<,017 (nach Alpha-Adjustierung nach Bonferroni). Ratingfrage (y-Achse): 1=Ich stimme überhaupt nicht zu, 5=Ich stimme voll und ganz zu.
4. Diskussion
Die Auswertung der 475 Fragebögen zu den berichteten Erlebnissen ermöglicht es, einen Einblick in geschlechtsspezifische Aspekte und deren Einfluss auf die spätere Berufswahl zu gewinnen. Die Forschungsfragen werden wie folgt beantwortet:
4.1. Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Anzahl der Nennungen
Die Anzahl der berichteten angenehmen und unangenehmen Erlebnisse bei weiblichen und männlichen PJ-Studierenden unterscheidet sich in den einzelnen Bereichen nicht. Die meisten positiven Erfahrungen wurden der Kategorie Praktisches Arbeiten und Tätigkeiten zugeordnet. Dies zeigt, dass die Studierenden es schätzen, selbst praktisch tätig zu sein und ärztliche Aufgaben zu übernehmen.
4.2. Geschlechtsspezifische Unterschiede bei den berichteten Erfahrungen
Die Analyse der Unterkategorien zeigt, dass von weiblichen und männlichen Studierenden weitgehend die gleichen Unterthemen angesprochen werden.
Die weitere Analyse der Kategorie Praktisches Arbeiten und Tätigkeiten weist auf, dass die Möglichkeit, selbständig zu arbeiten und praktische Tätigkeiten wie Assistieren und Nähen selbst durchzuführen von Studierenden beiderlei Geschlechts gleichermaßen positiv hervorgehoben wird. Frauen berichten häufiger, dass sie nichts zu tun haben. Einige beklagen, keine Kompetenzen in der Patient*innenaufnahme erworben zu haben, während Männer dieses Thema nicht ansprechen. Es fällt auf, dass männliche Studierende häufiger berichten, aktiv mitzuarbeiten und sich einbringen zu können, während weibliche Studierende häufiger angeben, unabhängig arbeiten zu können. Es ist unklar, ob Frauen weniger in die Arbeit eingebunden werden, oder ob sie sich stärker zurückhalten, da sie weniger Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten haben.
Im Bereich Zusammenarbeit und Teamatmosphäre heben sowohl weibliche und männliche Studierende die Bedeutung eines freundlichen Teams oder zugewandter Ärzt*innen hervor. Sie scheinen gleichermaßen unter einer unfreundlichen Atmosphäre zu leiden. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass der Umgang mit Studierenden in der Chirurgie teilweise als unhöflich oder respektlos wahrgenommen wird [24]. Unangemessene Kommunikation scheint jedoch auch in anderen medizinischen Fachbereichen ein Problem zu sein. Im Jahr 2012 wurden deutsche Medizinstudierende online zu Wertschätzung, verbal unangemessener Behandlung und anderen Formen negativer Erfahrungen befragt. Von 391 Studierenden berichteten 56% von mangelnder Wertschätzung und 34% von verbal unangemessener Behandlung. Die meisten, aber verhältnismäßig mehr Frauen, empfanden dies als Belastung [25].
Im Bereich der Supervision und Anleitung zeigt sich, dass Frauen eher instruiert und Männer eher supervidiert werden. Während positive Aspekte gleichermaßen genannt wurden, wurden negative Aspekte häufiger von weiblichen Studierenden aufgegriffen, wie z. B., dass sie nicht informiert wurden oder dass die ausbildende Person kein Interesse an ihrer Ausbildung zeigte. Es gibt schwache Hinweise darauf, dass sich Frauen eher schlecht betreut fühlen als Männer. Es ist möglich, dass das von Männern dominierte Umfeld hierbei noch immer eine Rolle spielt. Weibliche Studierende werden möglicherweise von den ausbildenden Ärzt*innen seltener als künftige Kolleg*innen wahrgenommen oder sie benötigen mehr Unterstützung, um Selbstvertrauen aufbauen zu können. Möglicherweise bieten aber auch Vorgesetzte des jeweils anderen Geschlechts kulturell bedingt weniger wahrscheinlich individuelle persönliche Unterstützung an [26].
4.3. Einfluss der Qualität der Erlebnisse auf die Berufswünsche
In unserer Studie konnte ein Zusammenhang der Erfahrungen bei der Kategorie Praktisches Arbeiten und Tätigkeiten mit der späteren Berufswahl in der Chirurgie für weibliche und männliche PJ-Studierenden festgestellt werden, wohingegen die Erfahrungen bei der Kategorie Supervision und Anleitung mit der späteren Berufswahl nur für weibliche Studierende mit der Berufswahl zusammenhingen. Die Erfahrungen, die bei der Arbeit im Team gesammelt wurden, hatten keinen Einfluss auf die spätere Berufswahl.
Der immense Einfluss der Ausführung praktischer Tätigkeiten wird auch durch die Aussage von O'Herrin gestützt, dass die spätere Berufswahl in der Chirurgie mit dem Grad der Exposition gegenüber chirurgischen Verfahren am Ende des Studiengangs korreliert sein kann [27]. Berman et al. zeigten, dass Studierende, die während ihres Einsatzes im Operationssaal nähten, sich mit 4,8facher Wahrscheinlichkeit für die Chirurgie interessierten, und Studierende, die die Kamera bewegten, sogar mit 7,2facher Wahrscheinlichkeit interessiert waren [28]. Auch befragte Ärzt*innen nicht-chirurgischer Fachrichtungen nannten rückblickend das Erlernen grundlegender Fertigkeiten wie Nähen und Arbeiten unter sterilen Bedingungen als die am meisten geschätzten Lerninhalte der chirurgischen Ausbildung [29].
Es war etwas überraschend, dass für die Kategorie Zusammenarbeit und Teamatmosphäre kein Einfluss auf die Berufswünsche nachgewiesen werden konnte. Möglicherweise war der Effekt in unserer Studie hierfür zu schwach. Die Häufigkeit der Nennungen deutet jedoch darauf hin, dass die Teamatmosphäre dennoch als wichtiger Aspekt wahrgenommen und berichtet wird. In Übersichtsarbeiten, die sich mit den Determinanten der Berufswahl in der Chirurgie beschäftigen, finden sich keine Studien, die die Teamatmosphäre als Einflussfaktor identifizieren [7], [17]. Möglicherweise berücksichtigen die Studierenden, dass dieser Faktor eher vom Standort als vom Fachgebiet selbst abhängt. Nicht wenige Studierende im letzten Studienjahr rotieren während ihrer chirurgischen Ausbildung durch verschiedene Abteilungen. In einigen Berichten bezogen sich die positiven oder negativen Teamerfahrungen ausdrücklich nur auf eine dieser Abteilungen und wurden möglicherweise durch Erfahrungen in einer anderen Abteilung kompensiert. Die Integration in das Team wird jedoch als wichtiger Faktor für die Bewertung der Zufriedenheit mit der chirurgischen Ausbildung im PJ genannt [15].
Obwohl der Kategorie Supervision und Anleitung die wenigsten Erlebnisse zugeordnet wurden, konnte für Studentinnen ein Einfluss auf ihre Berufswahl ermittelt werden. Möglicherweise sind Studentinnen stärker auf eine gute Betreuung angewiesen als Studenten, weil sie weniger Vorbilder haben, für weniger kompetent gehalten werden und daher weniger Möglichkeiten haben, aus eigener Kraft Selbstvertrauen aufzubauen [30], [31], [32]. Einige Fakultäten haben gute Erfahrungen mit Mentoring-Programmen, da sie nachweislich, insbesondere bei Frauen, die spätere Berufswahl und -laufbahn positiv beeinflussen [33], [34], [35].
4.4. Limitationen
In dieser Studie wurden PJ-Studierende in Deutschland befragt. Die Erfahrungen der PJ-Studierenden in Deutschland beeinflussen die Berufswahl möglicherweise stärker als in anderen Ländern, in welchen chirurgische Einsätzen oftmals schon früher im Studienverlauf angeboten werden. Unsere Studie wurde nur an einer einzigen medizinischen Fakultät durchgeführt. Darüber hinaus sind geschlechtsspezifische Aspekte stark kulturabhängig. Deshalb ist eine Übertragung der Ergebnisse auf andere Standorte und Nationen nur bedingt möglich. Unterschiede und Tendenzen könnten auch auf die untersuchte Generation zurückzuführen sein und weniger auf das Geschlecht als solches [36].
Eine Stärke unserer Studie ist die große Zahl der Antworten auf offene Fragen, bei denen die Studierenden unvoreingenommen über ihre Erfahrungen berichten konnten. Einerseits ermöglichte die Menge der Daten eine quantitative Analyse und systematische Vergleiche, andererseits ist die Aussagekraft von Freitextantworten, die mit Fragebögen erhoben werden, begrenzt [36]. Es ist möglich, dass subtile Unterschiede in dieser Studie nicht erfasst wurden, da die Studierenden nur stichwortartig über markante angenehme und unangenehme Erlebnisse berichteten. Weniger markante Erlebnisse oder besonders sensible Aspekte wurden möglicherweise nicht berichtet. Studierende mit entsprechenden Erlebnissen könnten auch die Teilnahme an der Befragung abgelehnt haben. Außerdem lässt sich nicht sagen, ob die Berufswünsche der einzelnen Studierenden schon vor dem Einsatz feststanden und inwieweit die entsprechende Fachwahl im Umkehrschluss die berichteten Erlebnisse beeinflusst hat. Es gibt einige Studien, die darauf hindeuten, dass sich Studierende bereits in einem frühen Stadium ihrer Ausbildung oder sogar vor dem Medizinstudium für eine Fachrichtung entscheiden [36], [38]. Es hat sich jedoch auch gezeigt, dass sich diese Entscheidungen während des letzten Studienjahres ändern können [5], [39].
Wir befragten die Studierenden zu zurückliegenden Erlebnissen und berechneten deren Einfluss auf die Berufswünsche. Dadurch wurde die Ermittlung von Faktoren für die Berufswahl, die den Studierenden möglicherweise nicht bewusst sind, ermöglicht.
Andererseits werden Faktoren, die sich eher auf die zukünftigen Arbeitsbedingungen konzentrieren, nicht erfasst. So gibt es Studien, die zeigen, dass die Möglichkeit akademisch zu arbeiten, entscheidend für die Berufswahl in der Chirurgie ist [40], [41] und dass die Entscheidung, eine Familie zu gründen, Studierende eher von einem chirurgischen Karriereweg abhält [36]. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Studien, die zeigen, dass die späteren beruflichen Bedingungen in der Chirurgie, insbesondere für Schwangere und Mütter, nicht vorteilhaft sind [42], [43]. Dieser Aspekt wurde nicht erfasst, da Studentinnen während der Schwangerschaft und des Mutterschaftsurlaubs nicht in der Chirurgie eingesetzt werden und daher auch nicht an der Befragung teilnehmen konnten.
5. Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen, dass die berichteten Erlebnisse der PJ-Studierenden in Zusammenhang mit einem Berufswunsch in der Chirurgie stehen, weshalb die Rekrutierung der Studierenden bereits während der Ausbildung beginnen sollte. PJ-Studierende begrüßen vor allem die Möglichkeit, praktische Tätigkeiten wie Assistieren und Nähen auszuführen und selbstständig in einem zugewandten Team zu arbeiten. Die Erfahrungen, die Studierende bei der konkreten Ausübung chirurgischer Tätigkeiten machen, wirken sich geschlechtsunabhängig auf ihre spätere Berufswahl aus. Bei Studentinnen hängt die spätere Berufswahl auch von der wahrgenommenen Qualität der Betreuung ab. Insbesondere eine gute Einarbeitungszeit und die Ermutigung zur aktiven Mitarbeit könnten dazu beitragen, mehr Frauen für die Chirurgie zu gewinnen.
Anmerkungen
Förderung
Das Forschungsprojekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unter der Projektnummer 01PL17011C gefördert.
ORCIDs der Autor*innen
- Angelika Homberg: [0000-0001-5585-1126]
- Katrin Schüttpelz-Brauns: [0000-0001-9004-0724]
Danksagung
Wir danken allen Studierenden, die an dieser Umfrage teilgenommen haben.
Interessenkonflikt
Die Autor*innen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.
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