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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

2366-5017_N


Dies ist die deutsche Version des Artikels. Die englische Version finden Sie hier.
Buchbesprechung
Rezension

[Michel Wensing, Charlotte Ullrich, editors: Foundation of Health Services Research. Principles, Methods, and Topics]

 Elisabeth Schmidt 1

1 Martin-Luther-Universität zu Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Dorothea Erxleben Lernzentrum Halle, Halle/Saale, Deutschland




Bibliographische Angaben

Michel Wensing, Charlotte Ullrich, editors

Foundation of Health Services Research. Principles, Methods, and Topics

Verlag: Springer Nature Switzerland

Erscheinungsjahr: 2023, Seiten: 317, Preis: Hardcover: € 117,69, eBook: € 93,08

ISBNs: 978-3-031-29997-1, 978-3-031-29998-8

Rezension

Medizinische Forschung bzw. Gesundheitsforschung findet häufig unter Laborbedingungen und nicht im Praxisalltag statt. Viele Themen zur Verbesserung und Optimierung der Gesundheitsversorgung entspringen jedoch dem klinischen Alltag. Sie müssen unter realen Bedingungen beforscht und beantwortet werden, um dann wieder entsprechend in der alltäglichen Gesundheitsversorgung umgesetzt werden zu können. Die Versorgungsforschung befasst sich mit Forschungsfragen zur Gesundheitsversorgung unter Bedingungen in der realen Welt und betrachtet sowohl die Ergebnisse wie auch die Determinanten der Gesundheitsversorgung. Hierbei werden drei Level betrachtet: das Mikrolevel der Interaktion zwischen Patient*innen und Gesundheitsversorgenden, das Mesolevel der Versorgungseinrichtungen sowie das Makrolevel von Gesundheitssystemen auf regionaler, nationaler oder internationaler Ebene. Mögliche Fragestellungen in der Versorgungsforschung können z.B. sein, wie das unnötige Verschreiben von Opioiden reduziert oder wie der Übergang von der stationären in die ambulante Versorgung koordiniert werden kann.

Das Buch „Foundation of Health Services Research. Principles, Methods, and Topics“ beschreibt die Grundlagen der Versorgungsforschung, inklusive der Prinzipien, Methoden und (zukünftiger) Themengebiete. Das Buch ist in vier Teile und insgesamt 24 Kapitel gegliedert.

Die Kapitel sind gut aufbereitet und in einer logischen Reihenfolge aufgeführt, Praxisbeispiele werden immer wieder gegeben. Allen Kapiteln ist ein Abstract vorangestellt, welches einen inhaltlichen Überblick gibt. In grau hinterlegten Kästen werden relevante Studien zum Thema kurz inhaltlich vorgestellt oder die Kernaussagen des jeweiligen Kapitels hervorgehoben. In vielen Tabellen werden zentrale Inhalte in Beziehung gesetzt. Durch die klare Struktur des Buches und die vielen Tabellen und Übersichten wird ein schnelles Erfassen von relevanten Inhalten und vor allem deren Zusammenhängen ermöglicht. Zudem ist das Buch durch die Praxisbeispiele sehr anschaulich. Neben den Literaturbezügen der Autor*innen werden Hinweise für zusätzliche vertiefende Literatur gegeben. Die Verbindung zur Versorgungsforschung und zur Versorgungspraxis ist in allen Kapiteln sehr gut herausgearbeitet und dargestellt. Das englischsprachige Buch liest sich gut und ist gut nachvollziehbar.

Im ersten Teil (Kapitel 1-2) wird die Versorgungsforschung beschrieben, inklusive deren Definition, Ziele und Felder. Ebenso wird die Versorgungsforschung zur Grundlagenforschung und zur klinischen Forschung abgegrenzt. Der zweite Teil (Kapitel 3-6) fokussiert die Prinzipien der Versorgungsforschung unter Einbezug von Theorien, wissenschaftliche Integrität, die Präsentation quantitativer Forschungsergebnisse. Ebenso werden der Übertrag von Forschungsergebnissen in die Versorgung und die Dissemination der Forschungsergebnisse thematisiert. Letztere geht in der Versorgungsforschung deutlich über wissenschaftliche Publikationen hinaus um die entsprechenden Zielgruppen zu erreichen. Die verschiedenen Methoden in der Versorgungsforschung werden im dritten Teil (Kapitel 7-16) des Buches vorgestellt. Die Versorgungsforschung nutzt dabei bereits bestehende Forschungsmethoden, welche dem Kontext entsprechend angepasst werden. Bezogen auf die Versorgungsforschung werden unter anderem qualitative Forschungsmethoden, Fragebogenerhebungen, aber auch Netzwerkanalyse, Fragebogenentwicklung und Validierung sowie Outcome- und Prozessevaluation in der Versorgungsforschung erörtert und mit entsprechenden Beispielen veranschaulicht. Im vierten Teil (Kapitel 17-24) des Buches werden zukunftsweisende Themen der Versorgungsforschung vorgestellt, zum Beispiel neue Interventionen für das Empowerment von Patient*innen, digitale Technologien für Information und Kommunikation in der Gesundheitsversorgung oder auch der Klimawandel als ein Thema für die Versorgungsforschung aufgezeigt.

Die Motivation der Herausgebenden, dieses Buch zu veröffentlichen, speist sich aus der universitären Lehre eines Masterstudienganges der Versorgungsforschung. Ziel des Buches ist es, eine Einführung und einen Überblick über die Versorgungsforschung zu geben. Das Buch richtet sich vorrangig an Studierende der und Neueinsteigende in die Versorgungsforschung. Diesem Anspruch wird das Buch vollkommen gerecht durch die passende Themenauswahl, Praxisbezüge und der stringenten Logik des Buches. Einzig der hohe Preis ist wenig studierendenfreundlich. Auch für bereits mit der Materie der Versorgungsforschung vertraute Personen bieten sich neue Einblicke und Zusammenhänge. Für Qualifizierungsarbeiten im Fachgebiet ist das Buch hilfreich. Das Buch kann ebenso als Entscheidungshilfe für Fragestellungen oder methodisches Herangehen dienen. Wer dann eine Methode nutzen will, wird in weitere (Methoden)Literatur entsprechend tiefer einsteigen müssen. Besonders der vierte Teil des Buches kann als Inspirationsquelle für eigene Forschungsideen dienen und somit zu einer langfristigen Verbesserung von Versorgungsprozessen.

Interessenkonflikt

Die Autorin erklärt, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel hat.