[Einblicke in das Sinnerleben von Medizinstudierenden im Studium. Eine Online-Umfrage an zwei medizinischen Fakultäten]
Felix Albrecht 1Gabriele Lutz 2,3
Gina Atzeni 4
Pascal O. Berberat 5
Paula Matcau 5
Nana Jedlicska 5
Claudia Kiessling 6
1 Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Witten, Deutschland
2 Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Witten, Deutschland
3 Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Herdecke, Deutschland
4 LMU München, Institut für Soziologie, München, Deutschland
5 Technische Universität München, TUM School of Medicine and Health, Department of Clinical Medicine, TUM Medical Education Center, München, Deutschland
6 Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit; Lehrstuhl für die Ausbildung personaler und interpersonaler Kompetenzen im Gesundheitswesen, Witten, Deutschland
Zusammenfassung
Zielsetzung: Ziel der Studie war es zu untersuchen, wie Medizinstudierende mit eigenen Sinnfragen im Studium umgehen, wie sie Sinnfragen oder -krisen von Patient*innen bewältigen, inwieweit sich Sinnerleben im Laufe des Studiums ändert und welche Rolle das Medizinstudium dabei spielt.
Methoden: Wir führten 2022 eine explorative Querschnittstudie in Form einer Onlinebefragung an zwei deutschen Universitäten mit Studierenden im klinischen Studienabschnitt durch. Quantitative Daten wurden deskriptiv, Gruppenunterschiede mit Mann-Whitney U Tests analysiert. Freitextkommentare wurden mittels thematischer Analyse ausgewertet.
Ergebnisse: Von den 111 Teilnehmenden (Rücklaufquote 12%) hatten sich 92% mit Sinnfragen auseinandergesetzt. Das Studium wurde von 64% als sinnstiftend empfunden, die klinischen Praktika von 45%. Im Patient*innenkontakt gaben 59% an, mit Sinnfragen konfrontiert worden zu sein, wobei sich viele nur unzureichend (56%) darauf vorbereitet fühlten. Dieses Gefühl war bei den Befragten zu Beginn der klinischen Phase höher als bei den Befragten am Ende (U(56,34)=660, p=0,012). Strategien im Umgang mit Sinnfragen waren laut den Studierenden die aktive Auseinandersetzung mit Sinnthemen, das Aushalten von Ungewissheiten oder Vermeidung. Die Studierenden äußerten neben der Grundvoraussetzung einer Offenheit aller gegenüber Sinnthemen, den Wunsch nach einer besseren Vorbereitung auf berufliche Sinnfragen und Nachbereitung von belastenden Ereignissen. Vielfältige kritisch empfundene Erfahrungen mit der Ausbildung und dem Gesundheitssystem hemmten das Sinnerleben.
Schlussfolgerung: Da höheres Sinnerleben mit verbesserter Gesundheit und Motivation einhergehen kann, könnten universitäre Angebote das Potenzial haben, das Sinnerleben von Studierenden zu unterstützen und langfristig die Begleitung von Patient*innen mit Sinnfragen zu fördern.
Schlüsselwörter
Sinn im Leben, Sinnsuche, Sinnkrisen, medizinische Ausbildung
1. Einleitung
Die Suche nach dem Sinn im Leben ist für viele Menschen ein bedeutungsvolles Thema [1]. Alltagssprachlich werden Worte wie Sinn, Sinnsuche oder Sinnerleben häufig benutzt. In der wissenschaftlichen Literatur wird Sinnerleben auf vielfältige Arten und Weisen definiert. Trotz unterschiedlicher Ansätze weisen die Definitionen nach Martela und Kolleg*innen drei generelle Gemeinsamkeiten auf: Bedeutung, Zweck und Kohärenz [2]. Sinnerleben könne sich einerseits aus der subjektiven Bedeutung zusammensetzen, die eine Person in einer bestimmten Situation einer Sache, Handlung oder einem Ereignis beilegt [3]. Weiterhin aus einem übergeordneten Zweck, sodass Lebensinhalte auf die Erreichung von Zielen ausgerichtet werden [4] und andererseits aus dem Empfinden einer stimmigen Verbundenheit mit sich selbst und der Umwelt, auch Kohärenz genannt [5], [6], [7], [8]. Während Sinnerleben ein alltäglicher, konkret erlebbarer [9], [10] und unbewusster Bewertungsprozess zu sein scheint, geht einer bewussten Auseinandersetzung mit Sinnthemen in der Regel ein externer Trigger voraus [4]. Sinnquellen sind individuell und vielfältig. Viele empfinden beispielsweise sozialen Austausch, Gruppenerlebnisse, spirituelle Momente oder Naturerlebnisse als sinnstiftend [4], [11].
Erst in den letzten 25 Jahren haben Forschende den Sinn im Leben in empirischen Untersuchungen im Bereich der Psychologie, Medizin und im Bildungsbereich in den Fokus genommen [4], [11], [12], [13]. Verschiedene Arbeiten zeigten, dass ein hohes Sinnerleben positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. So wurden einerseits auf psychischer Ebene Stress-Situationen bei einem höheren Sinnerleben weniger negativ bewertet [14], [15]. Andererseits führte ein hohes Sinnerleben zu einem besseren Gesundheitsverhalten [16]. Auf körperlicher Ebene konnte bei der Therapie von verschiedenen Erkrankungen bessere Behandlungsergebnisse erzielt werden, wenn ein hohes Sinnerleben der Patient*innen gefördert wurde [15]. Trotz dieser Zusammenhänge weisen Studienergebnisse darauf hin, dass sich Patient*innen mit ihren Sinnfragen innerhalb von ärztlichen Interaktionen allein gelassen fühlen [17], [18], [19].
Neben den Erkenntnissen in der Patient*innenversorgung, beschrieben Autor*innen Sinnerleben als präventiven Ansatz zum Schutz vor Burnout und Depression bei Ärzt*innen [20], [21]. In Untersuchungen korrelierte ein hohes Sinnerleben mit einer gesteigerten Motivation und einem höheren Arbeitsengagement [4], [22], [23], [24]. Zudem war es mit einem höheren Wohlbefinden, geringeren Ausfallszeiten, einer generell verbesserten Arbeitszufriedenheit, einem besseren Arbeitsklima sowie einer höheren Effizienz verbunden [25], [26]. Für ein positives Sinnerleben in Bezug auf den Beruf wurden folgende Sinnquellen identifiziert: Einklang von persönlichen Werten mit Unternehmenswerten, die Möglichkeit zur autonomen Verantwortungsübernahme und Entscheidungsfindung, das Leisten eines gesellschaftlichen Beitrages und die persönliche Entwicklung im beruflichen Kontext [27], [28].
In Bezug auf Medizinstudierende gibt es kaum Erkenntnisse bezüglich deren Sinnerleben. In der internationalen Entwicklung von Lernzielkatalogen haben Themen wie Selbstfürsorge, Resilienz und Gesundheit bereits Eingang gefunden [29], [30], [31], [32], [33], [34]. Eine ähnliche Entwicklung gibt es in Deutschland erst in den letzten Jahren mit dem neuen Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM 2.0). In diesem Kontext wird das Thema Sinnerleben als ein gesundheitsrelevanter Faktor als umzusetzendes Ziel formuliert [https://nklm.de/zend/menu], es ist allerdings fraglich, inwiefern das Thema in bestehenden Medizin-Curricula bereits adressiert wird.
Das Ziel dieser Studie war es, Einblicke im Zusammenhang von Sinnfragen bei Medizinstudierenden in der Auseinandersetzung mit eigenem Sinnerleben, im Studium und Umgang mit Sinnfragen von Patient*innen an zwei medizinischen Fakultäten erstmalig zu erfassen. Der Fokus lag dabei auf dem intuitiv beschriebenen Sinnerleben.
2. Methoden
2.1. Studiendesign und Setting
Es wurde eine explorative Querschnittstudie mit Medizinstudierenden aus zwei verschiedenen Fakultäten am Anfang und Ende des klinischen Studienabschnitts durchgeführt. Dieses Vorgehen wurde gewählt, um mögliche Unterschiede in der Wirkung auf das Sinnerleben der Studierenden zu erfassen, die durch die inhaltliche Ausrichtung, die Studienbedingungen, zwei unterschiedliche Zeitpunkte im Studium und das versteckte Curriculum [35] an den unterschiedlichen Standorten entstehen können. Die medizinische Fakultät der privaten Universität Witten/Herdecke (UW/H) bietet einen Modellstudiengang mit frühzeitigem Patient*innenkontakt in der Vorklinik und ist mit aktuell 84 Studierenden pro Semester eine eher kleine Fakultät. Die Fakultät der Technischen Universität München (TUM) bietet einen Regelstudiengang mit 175 Studierenden pro Semester an. Im Anschluss an diese Online-Umfrage mit ersten Einblicken zu Sinnthemen werden aufbauend vertiefende Interviews in einer weiteren Studie folgen, um dieses junge Forschungsfeld tiefer zu verstehen.
2.2. Eingesetzte Instrumente
Da bisher kein Fragebogen zur Erfassung von Sinnfragen bei Studierenden und insbesondere Medizinstudierenden vorlag, wurden die Fragen vom Forschungsteam im Wintersemester 2021/22 selbst entwickelt. Auf Basis des Forschungsinteresses wurden in mehreren Sitzungen von FA (F. Albrecht), GL (G. Lutz) und CK (C. Kiessling) neun Fragen erarbeitet, um die Sichtweisen der Studierenden zu explorieren. Anschließend wurde der Fragenbogen im Rahmen eines externen Audits mit PM (P. Matcau), PB (P. Berberat) und NJ (N. Jedlicska) diskutiert und konsentiert. Dieser enthielt sechs quantitative Aussagen, die auf einer Skala von 1=„trifft nicht zu“ bis 5=„trifft zu“ eingeschätzt wurden. Thematisch umfasste das Instrument Fragen, inwieweit eine Auseinandersetzung mit Sinnfragen im bisherigen Leben stattgefunden hat, ob das Studium und klinische Blockpraktika als sinnstiftend wahrgenommen wurden und ob das Studium auf eigene Sinnfragen oder auf erlebte Konfrontationen im Patient*innenkontakt vorbereite. Mit drei offenen, qualitativen Fragen wurden erste Einblicke erhoben, woraus Studierende Sinn beziehen, wie sie mit der Konfrontation von Sinnthemen durch Patient*innen oder deren Angehörigen umgehen und welche Wünsche sie an die Ausbildung haben. Die Erhebung qualitativer Daten ermöglichte eine offene und flexible Erfassung der Sichtweisen der Studierenden [36]. Zusätzlich wurden soziodemografische Daten auf freiwilliger Basis erhoben, wie dem Fragebogen im Anhang 1 [Anh. 1] zu entnehmen ist.
2.3. Datenerhebung
Insgesamt wurden 940 Medizinstudierende (5., 6., 10. und 11. Semester; 700 an der TUM, 240 an der UW/H) per E-Mail insgesamt dreimal durch die jeweiligen Studiendekanate zusammen mit inhaltlichen Informationen zur Studie im zweiwöchigen Takt angeschrieben. Die Teilnahme an der Umfrage zu Beginn des Sommersemesters 2022 war freiwillig. Eine informierte Einverständniserklärung wurde von den Teilnehmenden eingeholt. Die Daten wurden anonym über das online Umfragetool LimeSurvey erhoben.
2.4. Quantitative Auswertung
Für die statistische Auswertung wurde RStudio 2022.02.2 Build 429 in Verbindung mit R Version 4.2.0 (The R Projekt for statistical computing, veröffentlicht 2022) verwendet. Die Daten wurden deskriptiv ausgewertet. Gruppenvergleiche bezüglich des Standortes und Studienabschnittes wurden mittels Mann-Whitney U Test durchgeführt. Das Signifikanzniveau wurde auf p=0,05 festgelegt.
2.5. Qualitative Auswertung
Die Freitexte der Studierenden auf die offenen Fragen wurden mittels einer reflexiven thematischen Analyse (kurz: TA) in Anlehnung an Braun und Clarke mit einem iterativen und deduktiv-induktiven Ansatz ausgewertet [37], [38]. Im ersten Schritt wurde jede Antwort von FA, GL und CK gelesen (Phase 1) und im Anschluss unabhängig voneinander erste induktive Codes entwickelt (Phase 2). Die unabhängige Kodierung erfolgte, um die Glaubwürdigkeit und intersubjektive Nachvollziehbarkeit zu erhöhen [39], [40]. Kodiereinheiten waren Sinneinheiten wie Sätze oder Halbsätze. Diese ersten Kodierungen reduzierten die Antworten auf die inhaltlichen Kernaussagen und schafften ein erstes Abstraktionsniveau. Mit den Fragestellungen im Hintergrund wurden eine offene Analyse und Themenentwicklung vorgenommen, die sich auf die zentrale Bedeutung der verschiedenen Codes konzentrierten. Die identifizierten Themen stimmten rückblickend mit den Fragestellungen überein, zusätzlich wurde jedoch ein neues Thema identifiziert, das nicht durch die Fragestellungen abgedeckt war. Für diese Kodierungen wurden anschließend übergeordnete Themen diskutiert, bis eine Einigkeit erreicht wurde (Phase 3). Zum Teil wurden in einem anschließenden Durchlauf gliedernde Unterthemen identifiziert, zum Beispiel wenn in Bezug auf Sinnquellen verschiedene Ausprägungen des Erlebens benannt wurden. Nach der Definition der ersten Themen und Unterthemen wurde eine erste thematische Kartierung vorgenommen, um die interne Homogenität (zugeordnete Inhalte eines Themas gleichen sich) und externe Heterogenität (Themen unterscheiden sich untereinander) in Bezug auf die Themen und Unterthemen zu überprüfen. Anschließend wurden die Themen, Unterthemen und thematische Kartierung bezüglich Passung und Trennschärfe mit GA (G. Atzeni), PM und PB im Sinne eines externen Audits diskutiert (Phase 4) und durch die Anreicherung der Themen um eine Definition und weitere Details präzisiert (Phase 5). Die Ausarbeitungen und vorläufigen Definitionen wurden diskutiert, bis ein Konsens erreicht war. Abschließend wurden die Ergebnisse der Auswertung deskriptiv und visuell dargestellt (Phase 6). In jeder Phase fand eine Reflexion von persönlichen, interpersonalen, methodischen und kontextbezogenen Faktoren statt, die die Analyse der Daten beeinflussen könnten. Beispielweise wurden im Team eigene Sinnquellen und auch Sinnkrisen ausgetauscht. Auch intergenerative Aspekte wurden angesprochen, da die Alterspanne des Teams über 30 Jahre war. Auch unterschiedliche Präferenzen für die Ausgestaltung von Medizinstudiengängen und Zugehörigkeit zu einem der beiden Standorte wurden thematisiert und reflektiert, ferner unterschiedliche disziplinäre Sinnverständnisse. Bei der Erstellung des Manuskripts wurden die Standards für die Berichterstattung qualitativer Forschung (SRQR) herangezogen [41].
2.6. Ethikvotum
Die Studie wurde von der Ethikkommission der UW/H begutachtet. Ethische oder berufliche Bedenken konnten nicht festgestellt werden. Die Ethikkommission der TUM bestätigte dieses Votum.
3. Ergebnisse
3.1. Beschreibung der Studienpopulation
Insgesamt haben 111 Teilnehmer*innen die inhaltsbezogenen Fragen vollständig ausgefüllt (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Dies entspricht einer Rücklaufquote von 11,8%. Bezüglich Alter und Geschlecht lagen hinsichtlich der Beantwortung der geschlossenen Fragen keine signifikanten Unterschiede innerhalb der Daten vor. Im Vergleich zur Gesamtkohorte deutscher Medizinstudierender zeigen sich in den aktuellen Erhebungen von 2021/22 ähnliche Verteilungen. So waren von 105.275 Studierenden 63,8% weiblich [42], während in unserer Kohorte 64,4% weiblich waren. Der Median des Durchschnittsalter der Absolventen 2021 im Fach Humanmedizin lag bei 26,1 [43].
Tabelle 1: Detaillierte Zusammensetzung der Studienpopulation anhand soziodemografischer Daten (Angaben in n und % in Klammern)
3.2. Deskriptive Ergebnisse der quantitativen Datenauswertung
Von den Studierenden gaben 92% (trifft zu, trifft eher zu) an, dass sie sich bereits in ihrem Leben mit Sinnfragen auseinandergesetzt hatten. Nur eine Person gab an, sich eher noch nicht mit Sinnfragen auseinandergesetzt zu haben. Insgesamt erlebten 64% ihr Studium aktuell als sinnstiftend. In Bezug auf die klinischen Blockpraktika gaben 45% diese als sinnstiftend an. Mehr als 30% äußerten sich diesbezüglich unentschlossen. Die Frage, ob in den klinischen Einsätzen eine Konfrontation mit Sinnfragen von Patient*innen oder deren Angehörigen stattfinde, wurde von rund 59% der Befragten bejaht. Nur 18% verneinten diese Aussage. Von den Teilnehmenden fühlten sich 47% durch das Studium nicht gut vorbereitet, sich mit eigenen Sinnfragen auseinanderzusetzen. In Bezug auf Sinnfragen von Patient*innen waren es 56%. Rund ein Drittel war in diesem Zusammenhang unentschlossen (teils-teils).
3.3. Gruppenunterschiede bezüglich des Studienabschnitts
Studierende empfanden am Ende ihr Studium im Vergleich zum Anfang der klinischen Ausbildung signifikant weniger sinnstiftend (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]). Gleichzeitig zeigte sich eine signifikante Abnahme im Hinblick auf den Eindruck, dass das Studium gut auf persönliche Sinnfragen vorbereite.
Tabelle 2: Mittelwerte und Unterschiede nach Studienabschnitt und im Standortvergleich
3.4. Gruppenunterschiede bezüglich des Standorts
Im Vergleich der beiden Studienstandorte, gaben Studierende der UW/H im Vergleich zur TUM häufiger an mit Sinnfragen von Patient*innen konfrontiert zu sein. Weiterhin fühlten sich Studierende der UW/H etwas besser auf persönliche sowie Sinnfragen von Patient*innen und ihren Angehörigen vorbereitet (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]).
3.5. Thematische Analyse der Freitextantworten
Aus den offenen Kommentaren wurden vier Themen mit elf eindeutigen Unterthemen extrahiert. Im Folgenden sind Themen als Überschriften und Unterthemen mit Anführungszeichen gekennzeichnet. Aussagekräftige Zitate sind der Tabelle 3 [Tab. 3] zu entnehmen und partiell im Ergebnisbericht in kursiv enthalten. Eine vollständige Auflistung aller zitierter Kommentare befindet sich im Anhang 2 [Anh. 2]. Jede zitierte oder paraphrasierte Freitextantwort wurde mit einem eindeutigen Buchstaben und Zahlencode versehen. Eine thematische Kartierung befindet sich im Abbildung 1 [Abb. 1].
Tabelle 3: Exemplarische Auswahl eines illustrativen Zitates je Unterthema
Abbildung 1: Einblicke in das Sinnerleben von Medizinstudierenden im Studium. Thematische Analyse der Freitextantworten
Thema 1: Sinnquellen
Das „gemeinsame und fürsorgliche Miteinander“, das auf einem Vertrauensverhältnis, Respekt und Freundlichkeit gründet [A1], war eine der häufigsten Sinnquellen, gefolgt von „sozialem Engagement“ im Rahmen der ärztlichen Fürsorge und Interaktion. Zusätzlich waren Aspekte der „Selbstverwirklichung“, wie Weiterentwicklung [C1], Ziele im Leben zu verfolgen [C2] und frei in der Lebensgestaltung zu sein [C3], von Bedeutung. Aspekte der Selbsttranszendenz wurden kaum genannt.
Thema 2: Umgang und Erleben mit/von Sinnthemen
„Allgemeine Umgangsstrategien“ bestanden in der vielfältigen und immer wieder neuen Auseinandersetzung [D1] mit Sinnthemen. Dazu gehörte möglichst offen [D2] Anderen zu begegnen und deren Perspektiven zu überdenken [D1], gemeinsam Diskussionen zu führen [D3] und auch mit der theoretischen Annäherung mittels Literatur oder universitären Angeboten.
In „unmittelbaren Interaktionen mit Patient*innen“ bevorzugte es ein Teil der Studierenden sich dem Ganzen zu stellen [E1], indem sie empathisch ein Setting schufen, das durch aktives Zuhören [E2], Ehrlichkeit [E3] und dem Aushalten [E4] von Sinnthemen geprägt war.
Einige empfanden diese Begegnungen und Möglichkeit, anderen Menschen nahezukommen [F1], „bereichernd“ und waren dankbar [F1].
Alternativ zur Strategie die Auseinandersetzung zu wagen, gab es die Herangehensweise sowohl persönliche Sinnfragen, als auch die von Patient*innen zu verdrängen [D4], womöglich weil die Konfrontationen „überfordernd“ [G1] waren und als frustrierend empfunden wurden.
Thema 3: Universitärer Unterstützungsbedarf
Als Unterstützungsbedarf konnten verschiedene „Themenwünsche“ und „methodische“ Ansätze identifiziert werden, die sich mehrheitlich auf das Studium beschränkten.
„Thematisch“ wünschten sich die Befragten Angebote zur Beleuchtung des eigenen Berufsfeldes [H1] und damit einhergehende Herausforderungen, wie das Finden eines guten Umgangs mit einer zunehmenden Ökonomisierung. Darüber hinaus wurden Bedürfnisse formuliert, über Sinnfragen in der Medizin, belastende Fälle aus dem Alltag [H2] oder ethische Fragestellungen zu sprechen.
„Methodisch“ schlugen die Studierenden vor, sich dem Thema durch einen interdisziplinären Austausch [I1] Erfahrungsberichte [I2] und Persönlichkeitsbildung [I3] zu nähern oder durch die Stärkung von wertschätzenden Haltungen und Empathie. Besonders hervorgehoben wurden Praxiserfahrungen [I4], Perspektivübernahmen [I5] und Supervision [I6].
Im Erleben der Studierenden sei dafür aber kaum Zeit [I7] durch ein überfrachtetes Curriculum mit einer Schwerpunktsetzung auf klinisch-theoretische Fächer.
Thema 4: Kritik
Häufig wurde Kritik bezüglich der „aktuellen Ausbildungssituation“ geäußert, dass es insgesamt mehr Praxis [J1] geben müsste und viel weniger Stell dich mal dahin und schau zu-Praktika [J2] geben sollte. Die mit dem Beruf einhergehende Verantwortung [J3] würde nur unzureichend vermittelt. und weiterhin wurde kritisiert, dass die bisherige Lehre nur unzureichend auf Sinnfragen und Auseinandersetzung mit den eigenen Werten und Zielen [J4] vorbereite oder ein adäquates Rollenverständnis vermitteln würde.
Weitere Kritik betraf das „Gesundheitssystem“. Wirtschaftliche, wie forensische Aspekte [K1], Zeitmangel [K2] und Stress gingen mit Zweifeln an der Sinnhaftigkeit und einer Distanzierung [K3] an der Berufswahl einher.
4. Diskussion
Ziel der Studie war es, erstmalig die Auseinandersetzung mit Sinnfragen im Studium bei Medizinstudierenden in Deutschland zu erheben. Etwa die Hälfte empfand das Studium und die praktischen Einsätze als sinnstiftend. Sinnfragen von Patient*innen wurden in den Praktika von der Mehrheit erlebt, eine Vorbereitung fand in den Augen der Studierenden aber nur unzureichend statt. Die Mehrheit der Befragten hatte sich bereits mit Sinnthemen auseinandergesetzt. Hier ist bei der freiwilligen Teilnahme an einer Studie zum Thema Sinnerleben im Studium von einer Selbstselektion auszugehen. Die hohe Zustimmung lässt sich auf Grund fehlender Erhebungen schwer mit anderen Studierendengruppen vergleichen. Insgesamt scheint die Auseinandersetzung mit der Suche nach einem Sinn im Leben ein gesellschaftlicher Trend zu sein, der sich in einer Vielzahl von populärwissenschaftlichen Schriften zu „Sinn“, „Sinn-Krisen“ oder „New Work“ niederschlägt [44], [45], [46], [47], [48]. Weitere Gründe für die Auseinandersetzung könnten Transitionsprozesse bei der Bewältigung von Meilensteinen und Belastungsfaktoren in der Adoleszenz sein [49], [50]. Außerdem könnte die beachtliche Kritik in den Freitextantworten bezogen auf die Ausbildung und das Gesundheitssystem eine weitere Begründung liefern, ebenso wie die Einflüsse des bekanntlich fordernden Studiums [51], [52], sowie die potentiellen Auswirkungen von existenziellen Themen im Patient*innenkontakt.
In den offenen Kommentaren war es möglich, Sinnquellen der Studierenden zu identifizieren. Als sinnstiftend wurden insbesondere soziale Aspekte, das eigene Handeln zum Wohle anderer und Aspekte der Selbstverwirklichung angegeben. Interessant ist hier der Vergleich der Sinnquellen, die Tatjana Schnell und Kolleg*innen im Rahmen von Interviewstudien mit einem repräsentativen Ausschnitt der deutschen Bevölkerung identifizieren konnten [53]. Sie fanden vier übergeordnete Dimensionen. Füreinander zu sorgen und sich verbunden zu fühlen, wurde unter der Dimension des „Wir und Wohlgefühls“ subsummiert. Quellen der „Selbstverwirklichung“ bildeten eine zweite Säule. „Selbsttranszendenz“ beinhaltete Aspekte, die eigene Existenz und Handlungen in einen größeren Kontext einzuordnen. Zudem gab es die Kategorie der „Ordnung“, worunter Tradition, Moral, Vernunft und Bodenständigkeit verstanden wurden [4], [54]. Während sich die in unseren Daten am häufigsten genannte Sinnquelle des „Wir und Wohlbefindens“ mit einer Erhebung von Gleichaltrigen deckt, gab es einen auffallenden Unterschied, dass Aspekte der Ordnung kaum genannt wurden. Zum einen könnte dies daran liegen, dass das Studium und der Typ Mensch, der ein Medizinstudium auf sich nimmt, bereits viele ordnungsschaffende Charakteristika mitbringt und die Suche danach kein Thema mehr darstellen. Eine andere Erklärung hierfür könnte die unterschiedliche Herangehensweise der Erhebung sein. Während Schnell und Kolleg*innen Interviews führten, in denen die Befragten mehr Zeit und Raum hatten, über ihre Sinnquellen zu reflektieren [4], bestand unsere Datenquelle aus Freitextantworten, die zum Teil recht knapp waren.
Eine große Übereinstimmung bestand zwischen den Sinnquellen der Studierenden und den in der Literatur zu findenden Motiven für ein Medizinstudium. Die größte Zustimmung gab es für fürsorgliche Motive, gefolgt von Aspekten der Selbstverwirklichung und Selbsttranszendenz [55], [56]. Ob die oben genannten Auffälligkeiten ein Spezifikum von Medizinstudierenden darstellen, bleibt offen. Zur Überprüfung der spezifischen Sinnquellen und die Nähe zu Studienmotiven werden weitere Arbeiten nötig sein.
Bei den Studierenden gab es einen nicht unerheblichen Teil, der entweder das Studium an sich oder die Praxisansätze als nicht sinnstiftend empfand. Während berufliches Sinnerleben zunehmend an gesellschaftlicher Bedeutung zu gewinnen scheint [4], [57], [58] und sich Studierende besonders am Anfang ihres Studiums durch eine ausgeprägte Motivation und einen hohen Idealismus [59] auszeichnen, scheint es, als ob es bereits während der Ausbildung zu Einbußen des Sinnerlebens kommt. Gerade Studierende am Ende des Studiums zeigten geringere Ausprägungen des Sinnerlebens, was auf einen vermeintlichen Abfall während der klinischen Ausbildungsphase schließen lässt. Dies ist bemerkenswert, da sinnstiftende Aspekte bei den Studierenden, wie die häufig beschriebenen Interaktionen mit Patient*innen, im Verlauf des Studiums zunehmen. Die Forschungserkenntnisse zur Entwicklung von Empathie, Moral und Patient*innenzentrierung zeigten einen vergleichbaren Abfall mit Zunahme der klinischen Ausbildung. Ursächlich dafür werden bei diesen Konstrukten unter anderem negative Vorbilder, Bildungserfahrungen, die Menge an Lernmaterial oder die Konfrontation mit Barrieren, wie Zeitdruck oder die zunehmende Marktorientierung des Systems diskutiert [59], [60], [61]. Unseren Daten zufolge scheinen sich vergleichbare Faktoren auf das Sinnerleben auszuwirken. Auffallend war die Präsenz von Kritik an der Ausbildungssituation und die Systemkritik, sodass ein enger Zusammenhang mit der Abnahme des Sinnerlebens angenommen werden kann. Dies könnte ein Erklärungsansatz für die kritische Entwicklung sein, warum immer mehr junge Ärzt*innen nicht mehr in Vollzeit arbeiten wollen oder Wege aus dem Gesundheitssystem suchen [62], [63].
Die Mehrheit der Studierenden wurde bereits mit Sinnfragen von Patient*innen oder deren Angehörigen konfrontiert. Dies betraf sogar Studierende am Anfang der klinischen Phase und deckt sich mit Untersuchungsergebnissen, dass viele Patient*innen Sinnthemen in der ärztlichen Behandlung thematisieren wollen [17]. Weiterhin unterstreichen zahlreiche Studien die Bedeutung von Sinnerleben in Bezug auf Gesundheitsoutcomes bei Patient*innen [14], [15], [16]. Zugleich fordern die Sinnthemen von Patient*innen die Behandler*innen häufig heraus. Einerseits bedarf es an Erfahrung und gezielter Schulung, die teils impliziten Themen wahrzunehmen und auszuhalten [64], andererseits kann die Thematisierung eigene existenzielle Sinnfragen triggern [65]. Eine Vorbereitung auf solche Gesprächssituationen ist zwar erstmalig im NKLM 2.0 als Lernziel verankert [https://nklm.de/zend/menu], scheint laut unseren Daten und der im Vorfeld der Studie durchgeführten Literatursuche aber derzeit noch keinen großen Eingang in den Curricula gefunden zu haben. Die je nach Gesprächsverläufen resultierenden Frustrationen oder Bereicherungen in den Kommentaren legen nahe, dass curriculare Interventionen das Potenzial haben können, die Zufriedenheit der Studierenden zu fördern. Die standortbezogenen Unterschiede bei dieser Frage lassen vermuten, dass ein höherer, longitudinaler und bereits in die Vorklinik etablierter Patient*innenkontakt am Standort der UW/H die besseren Ergebnisse begründen. Das verstärkte Erleben führte anscheinend zu erfolgreicheren Copingstrategien, wie einer bewussteren Gestaltung des Gesprächsraums und aktivem Zuhören als Methode des Perspektivwechsels und Beziehungsaufbaus. Trotz der Unterschiede wurde die Vorbereitung auf Sinnfragen an der UW/H insgesamt nur mittelmäßig bewertet, sodass auch diese Studierenden von Angeboten profitieren könnten.
Ein Großteil der Studierenden äußerte das Gefühl, nur unzureichend auf Sinnfragen vorbereitet zu sein. Ein möglicher Erklärungsansatz hierfür könnten die aufgrund der zunehmend umfangreichen Curricula fehlenden Freiräume außerhalb des Studiums zur Auseinandersetzung mit Sinnfragen sein. Während für die Beschäftigung mit privaten Sinnfragen laut den Studierenden eher keine universitären Unterstützungsangebote notwendig seien, scheint sich dies bei den berufsbezogenen Sinnfragen anders darzustellen, was die die vielfältigen Vorschläge an curricularen Unterstützungsangeboten nahelegen. Einen one-size-fits-all-Ansatz der Vorbereitung für alle Studierenden scheint es demnach nicht zu geben. Didaktisch unterschiedliche Zugänge zu Sinnthemen in unterschiedlichen Ausbildungsphasen könnten hier der richtige Weg sein. Die besser wahrgenommene Vorbereitung der Studierenden auf Sinnfragen am Standort der UW/H könnte möglicherweise auf die kleinere Größe und den Wahlpflichtcharakter des Studiums fundamentale zurückzuführen sein. Dieses bietet innerhalb des Studiums Raum für verschiedene gesamtgesellschaftliche Themen und Persönlichkeitsentwicklung und scheint den Studierenden die Freiräume, die sie brauchen. Mit longitudinalen Themenschwerpunkten, wie „berufliche Persönlichkeitsentwicklung“, „ärztliche Gesprächsführung“, „Interprofessionelle Ausbildung“ und „ambulante Gesundheitsversorgung“ wird an der UW/H zusätzlich bereits ab dem ersten Semester ein größerer Wert auf Persönlichkeitsentwicklung gelegt und mehr Entfaltungsmöglichkeiten für persönliche Bedürfnisse geboten. Der Vorschlag die Ausbildung verstärkt studierendenzentrierter und ergebnisorientierter zu gestalten ist bereits seit längerem im Diskurs [66]. Tiefere Einblicke in den Unterstützungsbedarf und Exploration möglicher Einflussfaktoren, wie unterschiedliche Entwicklungsstufen und verschiedene Lebenswege der Studierenden, könnten Perspektiven einer optimierten Vorbereitung schaffen.
Limitationen
Die Studie weist eine Reihe von Limitationen auf. Die Stichprobe ist unter anderem mit einer Rücklaufquote von 12% relativ klein, sodass eine Verallgemeinerung auf weitere Kohorten, trotz der Berücksichtigung zweier Standorte eingeschränkt ist. Zwar ist die Rücklaufquote vergleichbar mit Online-Umfragen bei Studierenden [67], trotzdem wäre eine höhere Rücklaufquote wünschenswert gewesen. Ein weiterer limitierender Faktor ist die freiwillige Teilnahme an der Umfrage. Somit kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich überproportional Studierenden beteiligt haben, die Sinnerleben als bedeutungsvoll einschätzen. Die Erhebung von Querschnittsdaten erlaubt nur eingeschränkte Aussagen über einen Verlauf in der klinischen Phase. Die qualitative Auswertung der Freitextantworten kann lediglich als einen ersten Schritt hinsichtlich eines tieferen Verständnisses des Sinnerlebens von Medizinstudierenden verstanden werden. Gleichzeitig bietet die Stichprobengröße eine gewisse Breite an Meinungen und Einblicken, die für die Durchführung in vertiefenden Interviews äußerst hilfreiche Anregungen geben können [36]. Da unsere Erhebung die erste Umfrage zu Sinnfragen bei Medizinstudierenden darstellt, wären weitere Untersuchungen an anderen Standorten unter Einschluss von Studierenden der Gesundheitsfachberufe und im Rahmen von umfassenden Längsschnittstudien wünschenswert, um unsere Ergebnisse zu validieren und zu vertiefen.
5. Schlussfolgerung
Sowohl die Literatur als auch die Berichte der Studierenden unterstreichen die Bedeutung des Sinnerlebens im medizinischen Kontext. Erste studentische Hinweise und Erfahrungen unterstreichen das Potential universitärer Angebote, das Sinnerleben von Studierenden zu unterstützen und langfristig die Begleitung von Patient*innen mit Sinnfragen zu fördern. Studien- und Rahmenbedingungen scheinen in einem Zusammenhang mit dem Rückgang des Sinnerlebens zu stehen. Mit dem aktuellen Stand der Forschung ist es nicht möglich diese Beobachtung vollständig zu erklären. Es wäre jedoch wichtig evidenzbasierte Gründe dafür zu identifizieren, um gezielte Interventionen zur Unterstützung der Studierenden zu entwickeln.
Die vorliegende Erhebung gibt einen Einblick in die bis dato erst beginnende Sinnforschung im Kontext des Medizinstudiums und eröffnet zugleich viele Fragen: In welchem Kontext und auf welche Weise beeinflussen Sinnfragen die Studierenden? Welche Auswirkungen haben das Studium, die praktischen Einsätze und das Erleben von Konfrontationen mit Sinnthemen von Patient*innen auf das Sinnerleben? Wie können Reflexions- und Handlungsprozesse im Rahmen einer Begleitung besser und individueller unterstützt werden? Um darauf Antworten zu finden, werden Studierende in einer sich anschließenden qualitativen Interviewstudie tiefgehend befragt.
Danksagung
Wir danken Prof. Dr. T. Schnell, Universitätsprofessorin an der MF Specialised University in Oslo, Norwegen, für die hilfreiche Unterstützung und Feedback bezüglich Forschung zum Sinnerleben und ihrem etablierten Sinnmodell. Wir bedanken uns herzlich bei allen Studierenden, die an der Studie teilgenommen haben. Weiterhin möchten wir uns bei den Studiendekanaten bedanken, welche die Versendung der E-Mails vorgenommen haben.
ORCIDs der Autor*innen
- Felix Albrecht: [0000-0001-9927-7090]
- Gabriele Lutz: [0000-0001-5044-8485]
- Gina Atzeni: [0009-0002-9227-3980]
- Pascal O. Berberat: [0000-0001-5022-5265]
- Paula Matcau: [0009-0007-4119-6328]
- Nana Jedlicska: [0000-0001-8229-7845]
- Claudia Kiessling: [0000-0003-4104-4854]
Interessenkonflikt
Die Autor*innen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.
Literatur
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